Freitag,
31. März 2023
Moderation: Esther Csapo Ö1 - Büchertisch: facultas
19.30 Uhr
Begrüßung
19.40 Uhr
Wechselkröte
"Die Sonne pulsiert wie mein Herz, in gleichem Takt. Die Luft wird nur von den flatternden Vögeln bewegt, glaube ich. Sie nisten in den Kletterpflanzen an der Fassade.
Unser Haus ist das lauteste. Ich möchte sagen, unser Haus singt, aber meistens zwitschert es, nur vielstimmig. Die Vögel sind mäusegrau und unzählig.
Sie schreiben schwarz-weiß. Wir sind hier fertig, alles passt schon so, ich geh wieder hinein."
Eine Frau, so einsam und um sich kreiselnd, ist schwanger. "Das ist echt ein Wunder", sagt der Arzt. Die Frau ist unruhig und darauf bedacht, das Richtige zu tun, nicht nur, aber auch mit der Wechselkröte in Polen.
Wechselkröte (Otto Müller Verlag, 2022) von der slowenischen Bachmannpreis-Gewinnerin Ana Marwan ist ein Text über das Vorübergehende und das Bedürfnis, Dauerhaftes zu schaffen, über Entwurzelung und den Versuch, sich neu zu orientieren, sowie über Isoliertheit und die Sehnsucht nach Verbindungen.
Ana Marwan, 1980 in Slowenien geboren, aufgewachsen in Ljubljana, lebt als freie Autorin in Wien und schreibt Kurzgeschichten, Romane und Gedichte auf Deutsch und Slowenisch. Seit 2013 Mitherausgeberin und alleinige Chefredakteurin der Literaturzeitschrift "Literatur und Kritik". Veröffentlichungen: Der Kreis des Weberknechts (2019) ist ihr Romandebüt. Ihr Siegertext Wechselkröte / Krota (Slow. Übers. Amalija Macek) gibt es seit Oktober 2022 als zweisprachige Ausgabe. Im Februar 2023 erscheint der neue Roman Verpuppt (aus dem Slow. von Klaus Detlef Olof) im Otto Müller Verlag. Das Original Zabubljena wurde mit dem Kritisko Sito 2022 für das beste Buch des Jahres 2021 in Slowenien ausgezeichnet.
20.00 Uhr
Als mir die Welt gehörte
Bastian Kressers neuer Roman Als mir die Welt gehörte (Braumüller, 2023) basiert auf der wahren Geschichte von Victor Lustig, bekannt als "der Mann mit den tausend Gesichtern". Er mauserte sich vom Taschendieb zu einem der berühmtesten und kreativsten Trickbetrüger, Geldfälscher und Hochstapler der Geschichte. Neben seinem größten Coup, dem erfolgreichen "Verkauf" des Eiffelturms an einen Schrotthändler, gelang es ihm unter anderem, Al Capone übers Ohr zu hauen sowie dermaßen viel Falschgeld drucken und in Umlauf bringen zu lassen, dass er beinahe das gesamte
amerikanische Finanzsystem aus den Angeln hob. Doch was passiert, wenn der scheinbar unverwundbare Charmeur beschließt, sich nicht länger an seine eigenen Regeln zu halten?
Bastian Kresser, 1981 in Feldkirch geboren, lebt und schreibt in Vorarlberg. Für den Debütroman Ohnedich erhielt er 2014 den achensee.literatour-Preis. Im selben Jahr wurde ihm der Anerkennungspreis der Wuppertaler Literatur Biennale für die Kurzgeschichte Vergessen verliehen. 2019 stand er auf der Shortlist des Literaturpreises Alpha. 2022 erhielt er die Veranstaltungsförderung des BVÖ sowie das Spreewald-Literatur-Stipendium.
20.20 Uhr
Verschwinden in Lawinen
In einem Bergdorf in Tirol herrscht am Ende der Wintersaison gespannte Stille: Zwei Einheimische sind von einer Lawine verschüttet worden. Während die junge Frau um ihr Leben kämpft, fehlt von ihrem Freund vorerst jede Spur. Auch Xaver beteiligt sich an der Suche im Unwegsamen - zuerst als einer der vielen Freiwilligen, dann auf eigene Faust. Als Heranwachsender hatte er erleben müssen, wie der geliebte Großvater in den Bergen verschwunden war. Erst der Hinweis von Mathoi, einem Heiler, der sich hoch oben über dem Tal als Einsiedler versteckt hält, führe Xaver und seine Mutter zu ihm – zu spät allerdings: Der Großvater war tot. Hätte Xaver ihn retten können? Er macht sich auf die Suche nach Mathoi, doch dazu muss er erst seine Mutter finden, die sich nach dem Zerfall der Familie vom Alkohol und der Arbeit im Tourismus ins Hochgebirge zurückgezogen hat.
Mit stiller Wucht erzählt der Roman Verschwinden in Lawinen (Jung und Jung, 2023) von Robert Prosser von der Suche nach dem richtigen Platz, der richtigen Rolle, dem richtigen Abstand zu den Menschen und zur eigenen Vergangenheit.
Robert Prosser, geboren 1983 in Alpbach in Tirol, ist Autor und Performance-Künstler. Für seine Romane hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. den Reinhard-Priessnitz-Preis 2014, mit Phantome (2017) stand er auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. Er lebt in Alpbach und in Wien.
20.40 Uhr
20 Min. Pause
21.00 Uhr
Offene Gewässer
Im Alleingang schlägt sich Elfi einfallsreich und mit teils unlauteren Mitteln durchs Leben. In ihrem neuen Heimatort Liebstadt am See wird das junge Mädchen schnell als Sonderling abgestempelt. Trotz Elfis gewitzter Bemühungen will die Gemeinde sie nicht als eine von ihnen annehmen. Sie bleibt eine Außenseiterin. Jahre später kehrt sie als ältere Frau nach Liebstadt zurück. Der Bau eines Hotels bedroht die Idylle ihres Seegrundstücks. Will die Gemeinde sie loswerden? Es ist Zeit für Widerstand, findet Elfi.
Romina Pleschkos zweiter Roman Offene Gewässer (Kremayr & Scheriau, 2023) zeichnet ein entlarvendes Bild der Gesellschaftsstrukturen in einer Kleinstadt und stellt ihr eine Heldin gegenüber, die mit allen Wassern gewaschen ist.
Romina Pleschko, geboren 1983 in Oberösterreich, lebt in Wien. Engagements u.a. bei den Wiener Festwochen, am Theater Rampe Stuttgart und beim Donaufestival Krems. Diverse Veröffentlichungen und Stipendien, zuletzt Writer in Residence bei ORFIII, 2019, und Projektstipendium 2021/22 des BMKOES. Ihr Debütroman Ameisenmonarchie erschien im Frühjahr 2021 bei Kremayr & Scheriau.
21.20 Uhr
Nichts als Papier
1683. Wien steht kurz vor der Belagerung durch die Osmanen. Tatarische Reiter verbreiten Angst und Schrecken. Während der Kaiser mit seinem Hofstaat bereits die Stadt verlässt, reist der deutsche Rechtsgelehrte Samuel von Puffendorf nach Wien, um seinen verschwundenen Bruder Esaias zu suchen. Schon nach kurzer Zeit wird er der Spionage bezichtigt und muss gemeinsam mit dem zwielichtigen Geschichtenerzähler und Sänger Gustl wieder aus der belagerten Stadt fliehen. Inmitten eines immer unübersichtlicher und grausamer werdenden Krieges will er den Beweis für die menschliche Güte erbringen, auch wenn er selbst zunehmend zwischen die Fronten gerät.
Nichts als Papier (Leykam, 2023) von Daniel Zipfel ist ein hochaktueller Roman über die von Rechtspopulisten vereinnahmte Zeit der Wiener Türkenbelagerung, auf der Suche nach Vernunft und Frieden.
Daniel Zipfel, geboren 1983 in Freiburg, lebt und arbeitet in Wien als Autor und Jurist in der Asylrechtsberatung. Sein Roman Eine Hand voll Rosinen (Kremayr & Scheriau, 2015) wurde von der Kulturabteilung des Österreichischen Bundeskanzleramts als "besonders gelungenes Debüt" ausgezeichnet und erhielt eine Buchprämie der Stadt Wien, ebenso sein zweiter Roman Die Wahrheit der Anderen (Kremayr & Scheriau, 2020).
21.40 Uhr
Wir werden fliegen
Als Alan verschwindet, stellt seine Schwester Misa fest, wie wenig sie über ihren Bruder weiß. Eines aber kennt Misa von ihm sehr wohl: Bereits einmal war Alan plötzlich verschwunden. Bei Nacht und Nebel floh er aus dem tschechoslowakischen Zilina in den Westen. Jahre später fand die Familie über Umwege in Wien wieder zusammen. Doch Misa und Alan sind nicht mehr dieselben. Alan, der ehemalige Rebell, ist zu einem überangepassten, strebsamen Arzt geworden und Misa, die ehemals brave Leseratte, schwebt nach abgebrochenem Studium ufer- und ankerlos von einer europäischen Stadt zur nächsten. Misa und Alan sehnen sich nach Zugehörigkeit und driften dabei immer weiter auseinander.
Susanne Gregors Wir werden fliegen (FVA, 2023) ist ein Roman vom Wandel der Zeiten und der Menschen, von Verlust und Neuerfinden, ein Roman über die, die mit einem Ziel aufbrechen und doch auf Durchreise bleiben.
Susanne Gregor, 1981 in Zilina geboren, zog 1990 mit ihrer Familie nach Oberösterreich. Seit 2005 wohnt die Autorin in Wien. Ihre Werke wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem exil-literaturpreis und dem Förderpreis der Stadt Wien. Zuletzt erschien ihr Roman Das letzte rote Jahr (2019).