Die Autoren

Wortspiele Wien
 


Thomas Arzt

© joseph krpelan

Die Gegenstimme - Residenz Verlag

April 1938: Der Student Karl Bleimfeldtner kehrt in seinen Heimatort zurück, um gegen den Anschluss an Hitlerdeutschland zu stimmen - als einziger im Dorf. Gerüchte werden laut. Die Familie verstummt. Und eine Handvoll Übermütiger bricht auf, um den Verräter im Wald zu stellen.

Wie durch ein Brennglas nimmt Thomas Arzt in Die Gegenstimme (Residenz Verlag, 2021) die 24 Stunden des 10. April in den Blick, an dem sich die nationalsozialistische Machtübernahme in Österreich vollzog und schildert vielstimmig und eindringlich die Geschichte seines eigenen Großonkels - eine Erzählung über Mitläufertum, Fanatismus und Widerstand.

 

Thomas Arzt, geboren 1983 in Schlierbach (OÖ), lebt in Wien. Er zählt seit "Grillenparz" (2011) am Schauspielhaus Wien zu den meistgespielten zeitgenössischen Dramatikern Österreichs. Neben Publikumserfolgen wie "Alpenvorland" (2013), "Johnny Breitwieser" (2014) oder "Die Österreicherinnen" (2019) wurden seine Arbeiten zu Festivals in New York, Buenos Aires und Kiew eingeladen und waren u. a. in Wien und Berlin zu sehen. Kurzprosa erschien in Literaturzeitschriften sowie am Blog "Nazis & Goldmund".


Raphaela Edelbauer

© victoria herbig

Dave - Klett Cotta

Was braucht es, um eine Maschine mit menschlichem Bewusstsein auszustatten? Den Programmierer Syz interessiert nichts so sehr wie diese Frage. Doch als er hinter die Kulissen des Labors blickt, gerät sein Glauben an die Technik ins Wanken. Er verliebt sich in eine junge Ärztin und Dave droht ein Totalausfall. Während das Labor in blinder Technikgläubigkeit weiterhin auf die Verwirklichung der künstlichen Superintelligenz hinarbeitet, versucht Syz herauszufinden, wessen Interessen Dave am Ende eigentlich dient.

 

Raphaela Edelbauers neuer Roman Dave (Klett Cotta, 2021) ist eine eindrückliche Erzählung über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Artificial Intelligence.

Raphaela Edelbauer, geboren 1990 in Wien. Für ihr Werk "Entdecker. Eine Poetik" wurde sie mit dem Hauptpreis der Rauriser Literaturtage ausgezeichnet. Außerdem wurde ihr der Publikumspreis beim Bachmann-Wettbewerb, der Theodor-Körner-Preis und der Förderpreis der Doppelfeld-Stiftung zuerkannt. Mit ihrem Roman "Das flüssige Land" war sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und des Österreichischen Buchpreises. Sie lebt in Wien und wird ab Oktober 2021 Stadtschreiberin in Mülheim an der Ruhr.


Anna Felnhofer

© nina rechnitzer

Schnittbild - Luftschacht

Silvester 2016. Fabjan sitzt mit seiner Leica am Fenster. Er blickt auf die vergangenen Monate zurück, in denen er mit einer Frau in ein Spiel geraten ist. Mit jedem Treffen wird er abhängiger von ihr, bis er am Ende überzeugt ist, nicht mehr ohne sie zu können. Frühling 1981. Ein fünfzehnjähriges Mädchen wird in die Psychiatrie eingewiesen, nachdem es versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Es vertraut sich einer Psychologin an, aber ausgerechnet diese Person erweist sich als Falle für die junge Patientin.

 

Anna Felnhofer erzählt in ihrem Prosadebüt Schnittbild (Luftschacht, 2021) mit großem Sprachgefühl von Begegnungen zwischen jeweils zwei Menschen, deren augenscheinlichste Gemeinsamkeit der Kontakt zu einer Therapeutin mit den Protagonisten in Berührung kommt. Die vier Episoden setzen dort an, wo die Rolle der Therapeutin brüchig wird.

Anna Felnhofer, geboren 1984 in Wien. Arbeitet als Wissenschaftlerin und Klinische Psychologin an der MedUni Wien. Gründung und Leitung eines Virtuellen Realitäts(VR)-Labors (PedVR-Lab) und der internationalen wissenschaftlichen Zeitschrift Digital Psychology. Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und Herausgabe dreier Lehrbücher (UTB, BELTZ). Parallel dazu literarische Veröffentlichungen unter anderem im Podium, Am Erker und Lichtungen. Platzierung auf der Shortlist des FM4-Wortlaut-Kurzgeschichten-wettbewerbs 2018.


Bernhard Heckler

© thomas dashuber

Das Liebesleben der Pinguine - Tropen Verlag

München, 2020er-Jahre. Niko, Eva und Franco. Ein Selbstoptimierer, eine Ghostwriterin für Online-Dating, ein italienischstämmiger Bodybuilder. Sie verkaufen Erfindungen von sich selbst. Sie wollen die Kontrolle behalten. Doch dann tritt plötzlich Jugendfreund Jakob in ihr Leben. Niko hat ihm noch nie seine Liebe gestanden. Eva nimmt ihn mit nach Hause. Franko hat plötzlich Erfolg bei einer Frau und Probleme mit den Gewichten. Und Niko verbringt eine Nacht mit seinem Chess Mate Farjad in Istanbul. Sie alle stellen fest: Die Erfindungen helfen nicht mehr.

 

Bernhard Hecklers Debütroman Das Liebesleben der Pinguine (Tropen, 2021) erzählt von den Urszenen der Liebe in der digitalen Gegenwart.

Bernhard Heckler, geboren 1991 in München und lebt dort. Stipendiat der Bayerischen Akademie des Schreibens und der FAZIT-Stiftung. Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule. Schreibt für die Süddeutsche Zeitung, Die ZEIT und deren Magazine.


Ally Klein

© sasha kurmaz

Der Wal - Literaturverlag Droschl

Der zweite Roman von Ally Klein, Der Wal (Droschl, 2021), kreist um Saul, der aufhört, Künstler zu sein, und sich als selbsternannter "Bauarbeiter" einem letzten Großprojekt verschreibt. Ein rätselhafter und zu einem Fotolabor umfunktionierter Bau, genannt "Der Wal", soll in seinen zweckfreien Ursprungszustand zurückverwandelt werden.

 

Der Roman entwickelt sich einerseits zu einer sensiblen Dreiecksgeschichte mit Q als Begleiterin Sauls und Aezra, Sauls schreibendem Bruder. Andererseits thematisiert Der Wal die Bedeutung von Kunst. In drei Teilen, durch drei Erzählstimmen gegliedert, fügt sich das Triptychon nach und nach zu einem kunstvollen Ganzen.

Ally Klein, 1984 geboren, lebt und arbeitet in Berlin. 2018 erschien ihr Debütroman Carter, auch im Literaturverlag Droschl.


Silvia Pistotnig

© frei

Teresa hört auf - Milena Verlag

Teresa, knapp 30, Tochter eines Gynäkologen und einer Psychotherapeutin, arbeitet in einer Maturareise-Agentur. Die Arbeit dort erscheint ihr sinnlos, die Generation Selfie hängt ihr zum Hals heraus. Dann macht sie sich selbst zum Experimentierfeld und setzt sich Extremen aus. Tägliche Solariumbesuche, kein Waschen mehr, Fressorgien, Schlafentzug - die Strapazen nehmen kein Ende. Und dann lernt sie beim Kühlregal im Supermarkt Nicole kennen: um die 50 und fresssüchtig.

 

Im neuen Roman von Silvia Pistotnig, Teresa hört auf (Milena, 2021), vergeht der Protagonistin vor lauter Müssen das Wollen. Ein messerscharfer, schwarzhumoriger Gegenwartsroman.

Silvia Pistotnig, geboren 1977 in Klagenfurt, lebt und arbeitet als freie Autorin und Redakteurin in Wien. Ihr Debütroman "Nachricht von Niemand" ist 2010 erschienen.
2017 erschien der Roman "Tschulie" (Milena).


Romina Pleschko

© nadine studeny

Ameisenmonarchie - Kremayr & Scheriau

In einem Wohnhaus verstricken sich die Beziehungen zwischen den Bewohnerinnen: der Gynäkologe Herb senior steht kurz vor dem Ruhestand und ist müde geworden; sein Sohn Herb junior soll die Praxis übernehmen, obwohl er das weibliche Geschlecht grundsätzlich abstoßend findet; seine Frau Magdalena wird von Tag zu Tag wortkarger, nachdem sie eine regelrechte Sucht nach Salami entwickelt hat. Am Gang, im Lift oder auch hinter verschlossenen Türen finden Begegnungen mit einem schlechtgelaunten Nationalratsabgeordneten, einer alternden Kosmetikverkäuferin und dem Mann namens Klaus statt, die eine hoch explosive Mischung aus skurrilen Ereignissen erzeugen.

 

Scharfzüngig rechnet Romina Pleschko in ihrem Debütroman Ameisenmonarchie (Scheriau / Kremayr, 2021) mit jeder ihrer Figuren ab, führt uns hinter die Fassaden der Großstadt und entwirft eine Szenerie, die zu einem Wechselspiel aus lustvollem Lachen und subtilem Schaudern einlädt.

Romina Pleschko, geboren 1983 in Oberösterreich, Schauspielstudium am Konservatorium der Stadt Wien, Engagements u.a. bei den Wiener Festwochen und am Volkstheater Wien. Studium an der Leondinger Akademie für Literatur. Diverse Veröffentlichungen und Stipendien, zuletzt Writer in Residence bei ORFIII 2019.


Sophie Reyer

© konstantin reyer

1431 - Czernin Verlag

Johanna von Orléans, Märtyrerin und französische Nationalheldin, wächst während des Hundertjährigen Krieges in einem kleinen französischen Dorf auf. Bereits als junges Mädchen hat sie Visionen, die sie immer stärker prägen, bis sie dem Fanatismus verfällt. Johanna weiß, dass sie aus dem traditionellen Frauenbild ausbrechen und in den Krieg ziehen muss. Doch sie gerät in einen Strudel aus Hinterlist und Verrat, aus dem sie nicht mehr herauskommt.

 

In ihrem neuen Roman 1431 (Czernin Verlag, 2021) beschreibt Sophie Reyer mit viel Fingerspitzengefühl die Entwicklung einer starken jungen Frau, die den konventionellen Erwartungen widerspricht und ihr Leben selbst bestimmt.

Sophie Reyer, 1984 in Wien geboren, arbeitet am Institut fur Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Sie schreibt Prosa, Lyrik und Theatertexte fur Erwachsene und Kinder, zuletzt "Zwei Königskinder" und "Die Freiheit der Fische". Diverse Preise und Stipendien, 2019 mit "Mutter brennt" auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises.


Katharina Schaller

© emanuel aeneas

Unterwasserflimmern - Haymon Verlag

Monogamie, Nest bauen, Kinder kriegen? Eine junge Frau findet sich nicht ab mit dem Lebensentwurf, den andere für sie vorbestimmt haben. Sie will keine kleine Welt, nicht nur noch zu zweit sein. Sie will selbst entscheiden, wie sie leben, wie sie sich spüren, wem sie sich hingeben und an wessen Schulter sie den Kopf legen möchte.

 

Katharina Schaller schreibt in ihrem Debütroman Unterwasserflimmern (Haymon, 2021) über Freundschaft und Familie, über unverhoffte Beziehungen und Liebe, über Begehren und Lust, die vielleicht mehr sagen können, als Worte es können, über unsere Körper, wenn wir durch sie mit anderen in Dialog treten.

Katharina Schaller wurde 1989 in Innsbruck geboren und arbeitet dort als Literaturscout und Text- und Konzeptentwicklerin für die Verlagsgeschwister Löwenzahn und Haymon. Sie erhielt in 2020 den Literaturpreis der Universität Innsbruck.


Alexandra Stahl

© philipp laage

Männer ohne Möbel - Jung und Jung

Was bleibt von der Liebe, wenn man kein größeres Problem hat als sich selbst? Ellie weiß es nicht. Steht trotzdem jeden Morgen auf. Die Männer in Ellies Leben haben Angst vor richtigen Restaurants, trinken Erdbeermilch und schlafen auf Matratzen ohne Bettgestell. Alle wollen nur Liebe, auch in "Italien", einer Kneipe am Neuköllner Landwehrkanal - egal, ob sie sich für Marlon Brando halten oder von einer Frau erzählen, von der sonst keiner glaubt, dass es sie gibt. Als Ellie einen Schreibkurs an der Volkshochschule besucht, lernt sie, sich als Romanfigur zu betrachten, und macht aus ihrem Leben ein Lieblingsbuch.

 

Alexandra Stahls Debütroman Männer ohne Möbel (Jung und Jung, 2021) ist eine lakonische Erzählung über die Liebe in Zeiten der Unverbindlichkeit.

Alexandra Stahl, 1986 in Bayern geboren, lebt in Berlin. Sie hat bei der Deutschen Presse-Agentur gearbeitet. Ihre journalistischen Reisereportagen stammen aus den USA, Irland, Italien, Kroatien und Österreich. Finalistin beim Open Mike, zuletzt Stadtschreiberin in der Europäischen Kulturhauptstadt Rijeka.


Jana Volkmann

© manfred poor

Auwald - Verbrecher Verlag

Judiths Lieblingswort ist Akribie: Sie ist Tischlerin, und was sie mit den Händen herstellt, gelingt. Holzarten erkennt sie am Geruch; Menschen dagegen sind ihr ein Rätsel. Ob Silvester in Berlin oder ein Sonntagsfrühstück in Wien mit ihrer Freundin Lin - nie ist sie so einsam wie in Gesellschaft anderer. Dann steigt sie allein auf ein Schiff und alles verändert sich.

Zwischen Wien und Bratislava spielt der neue Roman Auwald (Verbrecher Verlag, 2020) von Jana Volkmann über die Schönheit des Zufalls, über Einsamkeit und über Komplizenschaft.

 

Jana Volkmann, geboren 1983 in Kassel, lebt als freie Autorin und Journalistin in Wien. Sie schreibt Essays und Literaturkritik u. a. für den Freitag und den Standard. Zuletzt erschienen sind: "Das Zeichen für Regen" (Roman, 2015) und "Fremde Worte" (Erzählung, 2014) in der Edition Atelier. Mit der Kurzgeschichtensammlung "Schwimmhäute - 26 Metamorphosen", Edition Periplaneta, hat sie 2012 ihr literarisches Debüt gegeben. Für ihren Roman "Auwald" erhielt sie den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis 2021.


Hengameh Yaghoobifarah

© tarek mohamed mawad

Ministerium der Träume - Blumenbar

Als die Polizei vor der Tür steht, bricht für Nas eine Welt zusammen - ihre Schwester Nushin ist tot. Autounfall, sagen die Beamten, Nas glaubt an Suizid. Gemeinsam haben sie alles überstanden: die Migration nach Deutschland, den Verlust ihres Vaters, die emotionale Abwesenheit der Mutter und die ungeplante Mutterschaft von Nushin. Nas nimmt ihre Nichte auf, obwohl ein Kind nicht in ihr Leben passt. Sie gibt alles dafür, die Geschichte ihrer Schwester zu rekonstruieren, und erkennt, dass Nushin sie niemals im Stich gelassen hätte.

 

Hengameh Yaghoobifarahs Debütroman Ministerium der Träume (Blumenbar, 2021) ist eine schonungslose, berührende Familiengeschichte aus Deutschland im Jahr 2020.

Hengameh Yaghoobifarah, geboren 1991 in Kiel. Nach einem Zwischenstopp in Wien zog sie 2014 nach Berlin und arbeitet dort seitdem in der Redaktion des Missy Magazine. Außerdem schreibt sie frei für deutschsprachige Medien, seit 2016 etwa die Kolumne "Habibitus" für die taz. 2019 hat sie gemeinsam mit Fatma Aydemir die viel beachtete Anthologie "Eure Heimat ist unser Albtraum" herausgegeben.