Die Autoren

Wortspiele Wien
 


Jchj V. Dussel

© leonie ott

Aus dem schlafenden Vulkan ausbrechen - Luftschacht

Kopjas Zwillingsbruder Jakop sprüht Aggressionen wie ein junger Vulkan. Als der 6-Jährige wie vom Erdboden verschluckt ist, muss der zarte, heitere Kopja die Lücke füllen. Über die Jahre übt er ein Glaubensbekenntnis der Bruderliebe ein. Nachdem er von zu Hause ausreißt, stößt er auf eine heiße Spur: Wurde Jakop damals entführt? Die Suche nach dem Bruder beginnt. Queere Liebschaften, neue Freunde und eine vergessene Schwester reißen Kopja dabei in einen Sog.

Der Debütroman Aus dem schlafenden Vulkan ausbrechen (Luftschacht, 2022) von Jchj V. Dussel ist ein federleichtes Manifest der Queerness und ein Liebes- und Eifersuchtsdrama von archaischer Wucht.

 
 

Jchj V. Dussel, * 1988 in Niedersachsen, ist Autorj, Musikerj und Performance-Künstlerj. Jchj studierte in Braunschweig und Istanbul Film/Video, Performance, Malerei und Freies Schreiben. Diverse Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften. J gründete mit Moritz Sauer das Performance-Kollektiv BR*OTHER ISSUES. Js Text DARK ROOM wurde 2019 am Schauspiel Hannover uraufgeführt und 2021 am Maxim Gorki Theater Berlin in überarbeiteter Form als Stream verfilmt. J war 2018-21 Mitherausgeber*in der Literaturzeitschrift Glitter und ist aktuell Stipendiat*in des Instituts für Digitaldramatik am Nationaltheater Mannheim.


Benedikt Feiten

© maria svidryk

Leiden Centraal - Voland & Quist

Eine Party, auf der sie nie war. Eine Liebesbotschaft, die ihr nicht gilt, eine Familie an Weihnachten, die nicht ihre ist. Tausend Kindheiten, die sie nie erlebt hat.
Valerie analysiert als forensische Informatikerin täglich Unmengen fremder Erinnerungen. Bei einem neuen Fall geraten Adrian und Christina in den Fokus ihrer Ermittlungen und mit ihnen die menschenunwürdigen Machenschaften eines illegalen Leiharbeitsnetzwerks.

 

Benedikt Feiten schickt in seinem neuen Roman Leiden Centraal (Voland & Quist, 2022) seine drei Protagonisten auf Suche, Jagd und Flucht durch die Niederlande, Rumänien und Deutschland, durch geografische und digitale Räume. Lakonisch und durchdacht erzählt er vom Streben nach Orientierung im Vergangenen - und von der Macht der Technologie, die das Erinnern formt.

Benedikt Feiten wurde 1982 in Berlin geboren und lebt in München. Er wurde mit dem Literaturstipendium der Stadt München ausgezeichnet. 2016 erschien sein Debütroman Hubsi Dax2019 erhielt er für So oder so ist das Leben den Bayerischen Kunstförderpreis. Er ist Trompeter und Cellist in verschiedenen Bands und Projekten. 2021 ist er Stipendiat des internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg.


Paul Ferstl

© theresa wey

Das Grab von Ivan Lendl - Milena Verlag

Der ehemalige Zivildiener Ivan stirbt bei einem Unfall während eines Wiederaufbauprojekts an der Donau. Seine Schwester Ivanka kommt zu dem Begräbnis vor Ort. Im Anschluss reist sie durch das Land, um Ivans Spuren nachzugehen: Dieser hat Rumänien seit seinem Zivildienst vor Jahren nicht mehr verlassen. Begleitet wird sie von dem 19-jährigen Zivildiener Pich. Ivanka versucht herauszufinden, was Ivans Leben in Rumänien ausgemacht hat, während Pichs Beziehung zu Ivan während des gemeinsamen Jahres in Rückblenden erzählt wird. Als im rumänischen Norden ein Zivildienstkollege Selbstmord begeht, der die Donau nach Ivans Tod abrupt verlassen hat, steigt der Verdacht auf, dass Ivans Tod kein Unfall gewesen sein könnte.

 

Pau Ferstls neuer und außergewöhnlicher Roman Das Grab von Ivan Lendl (Milena, 2022) handelt von jungen Menschen in einem fremden Land, die sich plötzlich einer Verantwortung stellen müssen, der sie kaum gewachsen sind, von sexueller Gewalt unter Männern in prekären Lebensumständen und von der Macht und Ohnmacht des Schweigens.

Paul Ferstl, geboren 1981 in Leoben, ist Schriftsteller, Wissenschaftler und Wissenschaftsverleger. Er lebt und arbeitet in Wien. Letzte Veröffentlichung: "Fischsitter" (2018).


Marie Gamillscheg

© leonie hugendubel

Aufruhr der Meerestiere - Luchterhand Verlag

Luise ist klug, Luise ist unabhängig, Luise ist eine Insel. Als Meeresbiologin hat Luise sich einen exzellenten Ruf erarbeitet. Ihr Spezialgebiet: die Meerwalnuss, eine geisterhaft illuminierte Qualle im Dunkel der Ozeane. Als Luise für ein Projekt mit einem renommierten Tierpark nach Graz reisen soll, zögert sie nicht lange. Doch Graz, das ist auch ihre Heimatstadt, das ist die Wohnung ihres abwesenden und plötzlich erkrankten Vaters. Und das ist die Geschichte einer jahrelangen Sprachlosigkeit zwischen ihnen.

 

Marie Gamillschegs neuer Roman Aufruhr der Meerestiere (Luchterhand, 2022) ist der Versuch, die Unmöglichkeit einer besonderen Beziehung zu erfassen, der Beziehung zwischen Töchtern und Vätern.

Marie Gamillscheg wurde 1992 in Graz geboren und lebt in Berlin. Sie arbeitet als freie Journalistin u.a. für ZEIT Campus. Sie hat Beiträge in zahlreichen Zeitschriften und Magazinen veröffentlicht, ihr Roman "Alles, was glänzt" (2018) landete auf der ORF-Bestenliste, wurde für den aspekte Literaturpreis nominiert und mit dem Österreichischen Buchpreis für das beste Debüt 2018 ausgezeichnet.


Anna Herzig

© wildbild

Die dritte Hälfte eines Lebense - Otto Müller Verlag

Krimmwing ist ein Dorf wie viele andere. Ein Dorf, das sehr genau beobachtet, bewertet und urteilt, das aber auch gut ist im Wegsehen und Weghören. So haben es die schwer, die anders sind. Der Rathbauer etwa, der sich so gern schminkt, allein vor dem Spiegel. Der Steinlachner Seppi mit seiner dunklen Hautfarbe, zurückgelassen vom Vater, der kein Einheimischer war. Die junge Rosa, ledig und alleinerziehend. Oder die Liesl mit der körperlichen Auffälligkeit. Warum der Seppi letztlich mit einem Seil zum Apfelbaum auf den Kirschkernhügel gegangen ist, will im Nachhinein niemand geahnt haben. Doch Krimmding ist auch ein Dorf, das nicht vergisst, und als der Peter Dohringer nach vielen Jahren zurückkehrt, wird es unangenehm für einige in der Gemeinde.

 

Anna Herzigs neuer Roman Die dritte Hälfte eines Lebens (Otto Müller, 2022) zeigt in eindrücklichen Szenen die Machtverhältnisse und Triebkräfte einer Dorfgesellschaft. Ihre scharfen Beobachtungen sind frei von Bewertungen, sie stehen und wirken für sich.

Anna Herzig ist 1987 als Tochter eines Ägypters und einer Kanadierin in Wien geboren und in Waidhofen/Ybbs aufgewachsen. Die Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Künstlerin forscht und schreibt nah am Leben. Meistens irgendwo in Österreich, gern auch in Europa - zwischen dem, was neu, und dem, was bekannt ist. Derzeit lebt sie in Salzburg. Ihre letzten Romane sind "Sommernachtsreigen" (2018) und "Herr Rudi" (2020) beide Voland & Quist


Thea Mengeler

© batuhan aydin

connect - Leykam Verlag

Ava ist 28 und arbeitet als Designerin in einer Werbeagentur. Das Arbeitsumfeld erscheint ihr zunehmend ausbeuterisch und oberflächlich, ihr Leben sinnlos. Erst die Begegnung mit Lina reißt Ava aus ihrer Lethargie. Sie nimmt Ava mit zu connect, einer Gemeinschaft, die von dem charismatischen Dev gegründet wurde. Deren Vision: eine post-digitale Gesellschaft, in der Menschen eng miteinander verbunden sind. Je mehr Zeit Ava bei dieser Gemeinschaft verbringt, desto mehr vernachlässigt sie ihre Arbeit und distanziert sich von Familie und FreundInnen, die in connect eine gefährliche Sekte sehen. Eines Tages trifft Ava eine radikale Lebensentscheidung: Sie will ihr Leben ausschließlich der Gemeinschaft widmen.

 

In ihrem spannungsgeladenen Debütroman connect (Leykam, 2022) wirft uns Thea Mengeler in die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen und verhandelt die aktuellsten Themen unserer Zeit. Wie wollen wir unser Leben gestalten? Wie drängend wird die Sehnsucht nach Gemeinschaft in einer digitalisierten Welt.

Thea Mengeler, geboren 1988 in Meerbusch, studierte literarisches Schreiben und Kommunikationsdesign in Hildesheim, Kiel und Istanbul. Sie war Finalistin beim 28. open mike und lebt als freiberufliche Autorin und Texterin in Krefeld.


Tatjana Scheel

© mike auerbach

Vielleicht habe ich dich nur erfunden - Haymon Verlag

Der erste Sprung ins kalte Wasser ist belebend. Als Alex wieder auftaucht, ist da Sheela: selbstbewusst, unberechenbar, der Blick durchdringend. Alex steht kurz vor dem Abitur und weiß nicht, wohin mit ihren Gefühlen. Viel zu viel in ihr will nach draußen und sucht nach Widerhall in Sheela, doch die schreibt - ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer - ihre eigenen Regeln. Jahre später treffen die beiden in Berlin aufeinander, Sheela übt immer noch Faszination auf Alex aus, aber auch Macht: psychisch und körperlich. Alex baut Luftschlösser und gemeinsam mit Sheela an dem Netz, in dem sie sich immer weiter verfängt.

 

In ihrem Debütroman Vielleicht habe ich dich nur erfunden (AT) (Haymon, 2022) erzählt Tatjana Scheel von den Unwegbarkeiten menschlicher Beziehungen: Wo hört Liebe auf? Und wo beginnt die Selbstaufgabe?

Tatjana Scheel lebt als Drehbuchautorin in Berlin. Schon mit sieben Jahren schrieb sie ihre erste Kurzgeschichte, in der die Liebe zwischen einem Apfel und einer Birne tragisch endete.


Mario Schlembach

© matthias k. heschl

heute graben - Kremayr & Scheriau

Alles beginnt mit A. Ein Totengräber steigt in einen Zug und trifft A., seine erste Liebe. A. ist auch der Grund, weshalb er zu schreiben beginnt. In seinem Tagebuch begibt er sich auf eine Irrfahrt entlang der Untiefen des Dating- und Friedhofsalltags. Als bei ihm dieselbe Lungenkrankheit wie bei Thomas Bernhard diagnostiziert wird - kurioserweise, nachdem er sich intensiv mit dessen Werk auseinandergesetzt hat -, befeuert die Todesangst noch die unermüdliche Suche nach der wahren Liebe. Wird er sie finden oder bleibt sie für immer unerreichbar?

 

Mario Schlembach zieht in seinem Roman heute graben (Kremayr & Scheriau, 2022) sämtliche Register des autofiktionalen Erzählens und gräbt sich mit einer Baggerschaufel voll Ironie durch eine nicht abreißen wollende Enzyklopädie des Scheiterns.

Mario Schlembach, geboren 1985, aufgewachsen als Bauernsohn neben dem Lagerfriedhof Sommerein, absolvierte die Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film. Er lebt als Schriftsteller und Totengräber in Wien und Niederösterreich. Seine beiden ersten Romane, Dichtersgattin (2017) und Nebel (2018), erschienen im Otto Müller Verlag und erhielten zahlreiche Auszeichnungen.


Joachim B. Schmidt

© eva schram

Tell - Diogenes Verlag

Im Zentrum von Joachim B. Schmidts Erzählung steht der Mensch Wilhelm Tell - ein Wilderer und Familienvater, ein Eigenbrödler und notorischer Querulant, ein Anti-Held, einer, der überhaupt kein Held sein will, der eigentlich nur seine Ruhe, genug zu essen und seinen Leiterwagen haben will. Und eine Kuh verkaufen. Immer näher kommen ihm die verschiedenen Stimmen und erkunden, wie eine einzige Gewalttat größere und größere Kreise zieht.

 

Schmidt bringt uns die Figur des Mythos nahe und erzählt eine unerhört spannende Geschichte. In seiner rasanten Erzählung Tell (Diogenes, 2022) sprechen die Protagonisten direkt zu uns, was dem Text Gegenwärtigkeit und Authentizität verleiht.

Joachim B. Schmidt, geboren 1981, stammt aus Graubünden und lebt seit über zehn Jahren mit seiner Familie in Reykjavik. Er ist Autor mehrerer Romane und diverser Kurzgeschichten. Außerdem betreibt er einen Reiseblog und arbeitet als Touristenführer in Island. Mit den Roman Kalman stand er auf dem dritten Platz des Schweizer Krimi-Preises 2021 und auf der Shortlist des Crime Cologne Award.


Constantin Schwab

© aleksandra pawloff

Das Journal der Valerie Vogler - Literaturverlag Droschl

Die Journalistin Valery Vogler wird von der extrem gehypten vierköpfigen Künstlergruppe AURORA nach Spitzbergen eingeladen. Sie soll einen Artikel über deren nächste große Arbeit schreiben, muss dafür aber einige "Bedingungen" des Kollektivs befolgen. Es bleibt jedoch nicht beim Blick von außen auf das Schaffen der Gruppe. Unstimmigkeiten und Ungereimtheiten innerhalb von AURORA werden sichtbar. Das scheinbar makellose und genialische Image bekommt Risse. Zudem holen die junge Frau Ereignisse aus ihrer Vergangenheit ein, sie wird immer mehr in das undurchsichtige Geschehen und Treiben des Kollektivs verwickelt.

 

Das Journal der Valery Vogler (Droschl, 2022) von Constantin Schwab ist ein spannender, in die Abgründe der Kunst blickender Debütroman.

Constantin Schwab wurde 1988 in Berlin geboren und wuchs in Kärnten auf. Er lebt in Wien. Seine Geschichten werden regelmäßig in Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht. 2019 gewann er den Emil-Breisach-Literaturpreis der Akademie Graz. Im selben Jahr erschien der Erzählband Der Tod des Verführers.


Anna Silber

© paul feuersänger

Chopinhof-Blues - Picus Verlag

Die Geschwister Katja und Tilo verbindet ihre Kindheit im Heim. Nun, als Erwachsene, nagt die Vergangenheit in Form ihrer schwierigen Liebesbeziehungen an ihnen. Die Krisenjournalistin Esra bereist die gefährlichsten Orte der Welt, in der Hoffnung, mit ihren Reportagen aufzurütteln. Bei ihrem letzten Einsatz in Honduras gerät sie selbst in die Abgründe der Aggressionen, die sie noch Wochen nach ihrer Rückkehr nach Berlin verfolgen. Und Adam, ein studierter Philosoph aus Budapest, hat gemeinsam mit seiner Frau Ungarn verlassen, um in Wien ein besseres Leben zu führen. Doch das entwickelt sich anders, als die beiden sich das vorgestellt haben. Als Daniel zur Geburtstagsfeier seines Sohnes in den Chopinhof, einen schmucklosen Gemeindebau in Wien lädt, treffen sie alle aufeinander...

 

Chopinhof-Blues (Picus Verlag, 2022) von Anna Silber ist ein kraftvoller Debütroman über das Erwachsenwerden, über die Beziehungsdynamiken und Narben aus der Vergangenheit.

Anna Silber, 1995 in Mödlingen geboren, wuchs in Deutschland auf. Zahlreiche Nominierungen und Preise.


Cordula Simon

© wolfgang schnuderl

Die Wölfe von Pripyat - Residenz Verlag

Mit Witz und Tempo erzählt Cordula Simons bitterböser Roman Die Wölfe von Prpyat (Residenz, 2022) von einer Zukunft, die unserer Gegenwart beängstigend nahe ist: Überwachung und Selbstregulierung durch einen implantierten Log sind Alltag geworden; wer sich entzieht, macht sich verdächtig. Als Sandor, der Wettermann des Aufrichtigen Äthers, vor laufender Kamera die zerstörerischen Pläne der Toleranzunion verrät, zeigt sich das Regime von seiner gnadenlosen Seite. Er wird unerbittlich verfolgt, genauso wie die Wölfe von Prpyat, eine angebliche Terrorgruppe, die gegen den Konsul kämpft, der scheinbar wohlmeinend über die Union herrscht.

 

Simons Roman entwirft die halluzinatorische Vision einer Zukunft, in der auch die ersehnte Freiheit nur eine digital erzeugte Illusion, ein besonders raffinierter Trick des Systems ist.

Cordula Simon, geboren 1986 in Graz, zahlreiche Veröffentlichungen u.a. in manuskripte, lichtungen, ZEIT-Campus sowie Fleisch. 2013 Teilnahme am Bachmann-Wettbebwerb, Stipendiatin des Literarischen Colloquiums Berlin. Sie erhielt für ihr Werk zahlreiche Preise. Zuletzt im Residenz-Verlag erschienen: Wie man schlafen soll (2016) und Der Neubauer (2018).