Freitag,

25. März 2022

Moderation: Esther Csapo Ö1 - Büchertisch: facultas


19.30 Uhr

Begrüßung


19.40 Uhr

Tell

Im Zentrum von Joachim B. Schmidts Erzählung steht der Mensch Wilhelm Tell - ein Wilderer und Familienvater, ein Eigenbrödler und notorischer Querulant, ein Anti-Held, einer, der überhaupt kein Held sein will, der eigentlich nur seine Ruhe, genug zu essen und seinen Leiterwagen haben will. Und eine Kuh verkaufen. Immer näher kommen ihm die verschiedenen Stimmen und erkunden, wie eine einzige Gewalttat größere und größere Kreise zieht.

 

Schmidt bringt uns die Figur des Mythos nahe und erzählt eine unerhört spannende Geschichte. In seiner rasanten Erzählung Tell (Diogenes, 2022) sprechen die Protagonisten direkt zu uns, was dem Text Gegenwärtigkeit und Authentizität verleiht.

Joachim B. Schmidt, geboren 1981, stammt aus Graubünden und lebt seit über zehn Jahren mit seiner Familie in Reykjavik. Er ist Autor mehrerer Romane und diverser Kurzgeschichten. Außerdem betreibt er einen Reiseblog und arbeitet als Touristenführer in Island. Mit den Roman Kalman stand er auf dem dritten Platz des Schweizer Krimi-Preises 2021 und auf der Shortlist des Crime Cologne Award.


20.00 Uhr

Mario Schlembach

© matthias k. heschl

heute graben - Kremayr & Scheriau

Alles beginnt mit A. Ein Totengräber steigt in einen Zug und trifft A., seine erste Liebe. A. ist auch der Grund, weshalb er zu schreiben beginnt. In seinem Tagebuch begibt er sich auf eine Irrfahrt entlang der Untiefen des Dating- und Friedhofsalltags. Als bei ihm dieselbe Lungenkrankheit wie bei Thomas Bernhard diagnostiziert wird - kurioserweise, nachdem er sich intensiv mit dessen Werk auseinandergesetzt hat -, befeuert die Todesangst noch die unermüdliche Suche nach der wahren Liebe. Wird er sie finden oder bleibt sie für immer unerreichbar?

 

Mario Schlembach zieht in seinem Roman heute graben (Kremayr & Scheriau, 2022) sämtliche Register des autofiktionalen Erzählens und gräbt sich mit einer Baggerschaufel voll Ironie durch eine nicht abreißen wollende Enzyklopädie des Scheiterns.

Mario Schlembach, geboren 1985, aufgewachsen als Bauernsohn neben dem Lagerfriedhof Sommerein, absolvierte die Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film. Er lebt als Schriftsteller und Totengräber in Wien und Niederösterreich. Seine beiden ersten Romane, Dichtersgattin (2017) und Nebel (2018), erschienen im Otto Müller Verlag und erhielten zahlreiche Auszeichnungen.


20.20 Uhr

Cordula Simon
Residenz Verlag

© wolfgang schnuderl

Die Wölfe von Pripyat

Mit Witz und Tempo erzählt Cordula Simons bitterböser Roman Die Wölfe von Prpyat (Residenz, 2022) von einer Zukunft, die unserer Gegenwart beängstigend nahe ist: Überwachung und Selbstregulierung durch einen implantierten Log sind Alltag geworden; wer sich entzieht, macht sich verdächtig. Als Sandor, der Wettermann des Aufrichtigen Äthers, vor laufender Kamera die zerstörerischen Pläne der Toleranzunion verrät, zeigt sich das Regime von seiner gnadenlosen Seite. Er wird unerbittlich verfolgt, genauso wie die Wölfe von Prpyat, eine angebliche Terrorgruppe, die gegen den Konsul kämpft, der scheinbar wohlmeinend über die Union herrscht.

 

Simons Roman entwirft die halluzinatorische Vision einer Zukunft, in der auch die ersehnte Freiheit nur eine digital erzeugte Illusion, ein besonders raffinierter Trick des Systems ist.

Cordula Simon, geboren 1986 in Graz, zahlreiche Veröffentlichungen u.a. in manuskripte, lichtungen, ZEIT-Campus sowie Fleisch. 2013 Teilnahme am Bachmann-Wettbebwerb, Stipendiatin des Literarischen Colloquiums Berlin. Sie erhielt für ihr Werk zahlreiche Preise. Zuletzt im Residenz-Verlag erschienen: Wie man schlafen soll (2016) und Der Neubauer (2018).


20.40 Uhr

20 Min. Pause


21.00 Uhr

Marie Gamillscheg
Luchterhand Verlag

© leonie hugendubel

Aufruhr der Meerestiere

Luise ist klug, Luise ist unabhängig, Luise ist eine Insel. Als Meeresbiologin hat Luise sich einen exzellenten Ruf erarbeitet. Ihr Spezialgebiet: die Meerwalnuss, eine geisterhaft illuminierte Qualle im Dunkel der Ozeane. Als Luise für ein Projekt mit einem renommierten Tierpark nach Graz reisen soll, zögert sie nicht lange. Doch Graz, das ist auch ihre Heimatstadt, das ist die Wohnung ihres abwesenden und plötzlich erkrankten Vaters. Und das ist die Geschichte einer jahrelangen Sprachlosigkeit zwischen ihnen.

 

Marie Gamillschegs neuer Roman Aufruhr der Meerestiere (Luchterhand, 2022) ist der Versuch, die Unmöglichkeit einer besonderen Beziehung zu erfassen, der Beziehung zwischen Töchtern und Vätern.

Marie Gamillscheg wurde 1992 in Graz geboren und lebt in Berlin. Sie arbeitet als freie Journalistin u.a. für ZEIT Campus. Sie hat Beiträge in zahlreichen Zeitschriften und Magazinen veröffentlicht, ihr Roman "Alles, was glänzt" (2018) landete auf der ORF-Bestenliste, wurde für den aspekte Literaturpreis nominiert und mit dem Österreichischen Buchpreis für das beste Debüt 2018 ausgezeichnet.


21.20 Uhr

Das Journal der Valerie Vogler

Die Journalistin Valery Vogler wird von der extrem gehypten vierköpfigen Künstlergruppe AURORA nach Spitzbergen eingeladen. Sie soll einen Artikel über deren nächste große Arbeit schreiben, muss dafür aber einige "Bedingungen" des Kollektivs befolgen. Es bleibt jedoch nicht beim Blick von außen auf das Schaffen der Gruppe. Unstimmigkeiten und Ungereimtheiten innerhalb von AURORA werden sichtbar. Das scheinbar makellose und genialische Image bekommt Risse. Zudem holen die junge Frau Ereignisse aus ihrer Vergangenheit ein, sie wird immer mehr in das undurchsichtige Geschehen und Treiben des Kollektivs verwickelt.

 

Das Journal der Valery Vogler (Droschl, 2022) von Constantin Schwab ist ein spannender, in die Abgründe der Kunst blickender Debütroman.

Constantin Schwab wurde 1988 in Berlin geboren und wuchs in Kärnten auf. Er lebt in Wien. Seine Geschichten werden regelmäßig in Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht. 2019 gewann er den Emil-Breisach-Literaturpreis der Akademie Graz. Im selben Jahr erschien der Erzählband Der Tod des Verführers.


21.40 Uhr

Thea Mengeler
Leykam Verlag

© batuhan aydin

connect

Ava ist 28 und arbeitet als Designerin in einer Werbeagentur. Das Arbeitsumfeld erscheint ihr zunehmend ausbeuterisch und oberflächlich, ihr Leben sinnlos. Erst die Begegnung mit Lina reißt Ava aus ihrer Lethargie. Sie nimmt Ava mit zu connect, einer Gemeinschaft, die von dem charismatischen Dev gegründet wurde. Deren Vision: eine post-digitale Gesellschaft, in der Menschen eng miteinander verbunden sind. Je mehr Zeit Ava bei dieser Gemeinschaft verbringt, desto mehr vernachlässigt sie ihre Arbeit und distanziert sich von Familie und FreundInnen, die in connect eine gefährliche Sekte sehen. Eines Tages trifft Ava eine radikale Lebensentscheidung: Sie will ihr Leben ausschließlich der Gemeinschaft widmen.

 

In ihrem spannungsgeladenen Debütroman connect (Leykam, 2022) wirft uns Thea Mengeler in die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen und verhandelt die aktuellsten Themen unserer Zeit. Wie wollen wir unser Leben gestalten? Wie drängend wird die Sehnsucht nach Gemeinschaft in einer digitalisierten Welt.

Thea Mengeler, geboren 1988 in Meerbusch, studierte literarisches Schreiben und Kommunikationsdesign in Hildesheim, Kiel und Istanbul. Sie war Finalistin beim 28. open mike und lebt als freiberufliche Autorin und Texterin in Krefeld.