Sophie Dannenberg  -  DVA

Kaum ein Roman wurde in den letzten Jahren so kontrovers aufgenommen wie Sophie Dannenbergs Erstling Das bleiche Herz der Revolution (DVA 2004). Ihre literarische Abrechnung mit der so genannten 68er-Generation - genauer gesagt mit deren Mentalität - stieß auf begeisterte Zustimmung und erbitterte Ablehnung - vor allem bei jenen, die gemeint waren. Bei dem Namen Sophie Dannenberg handelt es sich um ein Pseudonym, die wahre Identität der 1971 geborenen Autorin war lange Zeit Gegenstand wüster Spekulation, ehe sie sich im Januar diesen Jahres als die Rundfunkjournalistin Annegret Kunkel zu erkennen gab.

 

Bettina Gundermann  -  Schöffling & Co.

Lysander lernt seinen Freund Riccardo im Kinderheim kennen. Beide haben in ihrer Kindheit Schreckliches erfahren. Nach ihrer Zeit im Heim ziehen sie in eine gemeinsame Wohnung. Lysander hat Angst vor dem Licht und vor der neu gewonnenen Freiheit. Seine einzige Sprache ist die Musik. Als Riccardo sich in Kira verliebt, zieht er aus der Wohnung aus. Lysander kehrt in den Wald, in dem er geboren wurde, zurück, dorthin, wo er nicht mehr Mensch sein muss. Bettina Gundermann hat ihren zweiten Roman Lysander (Schöffling & Co. 2005) voller magischer Sprachgewalt und schonungsloser Klarheit geschrieben. Es ist eine Erzählung von Menschen, die ihren Platz im Leben verloren haben. Bettina Gundermann ist 1969 in Dortmund geboren und hat schon für ihren ersten Roman Limes (2001) viel Lob bekommen.

 

Frank Heer  -  Hoffmann & Campe Verlag

Der Schweizer Victor Scheichenwarts reist kurz vor seinem 40-sten Geburtstag ins Death Valley, um die Gebeine seines Urgroßvaters zu suchen. Auslöser dieser Reise ist eine Postkarte aus Amerika, die 92 Jahre zu spät in der Schweiz ankommt. In der sengenden Hitze verschmelzen bald Wahn und Wirklichkeit. Mitreißend erzählt Frank Heer in seinem Debütroman Flammender Grund (Hoffman & Campe 2005) von einer Geisterstadt, schwarzen Lippen, einem abgebissenen Ringfinger und noch vielen anderen verrückten Situationen und merkwürdigen Gegenständen. Frank Heer, 1966 in der Schweiz geboren, lebt seit acht Jahren als Musiker und Journalist in New York. Seine CD Bingo Palace liefert den Soundtrack zum Buch.

 

Mascha Kurtz  -  Liebeskind

In ihrem Debüt, dem Erzählband Räuber und Gendarm (2005), schreibt Mascha Kurtz über junge Menschen, die ihren Weg in der Welt noch nicht gefunden haben. Sie können sich oft nur auf Kosten anderer behaupten. Kritische Momente unserer Zeit werden hier in leisen Geschichten erzählt. Die Autorin hat ein feines Gespür für Stimmungen und Situation dieser Generation. Mascha Kurtz, 1970 geboren, lebt im Tessin. Sie hat bereits mehrere Stipendien und Preise bekommen und schreibt neben ihren Prosaarbeiten Opernlibretti und Theaterstücke.

 

Colin McAdam  -  Verlag Klaus Wagenbach

In seinem viel besprochenen Debütroman Ein großes Ding (2004) erzählt der Kanadier Colin McAdam die spannende, aber gleichzeitig bewegende Geschichte zweier Männer. Ihre Karriere beginnt im aufstrebenden Ottawa der 70er-Jahre. Beide Protagonisten befinden sich in unglücklichen Liebesverhältnissen. Als ihre Lebensentwürfe kollidieren, nähert sich der Roman einem erstaunlichen Ende. Die Charaktere sind sehr überzeugend und voller emotionaler Tiefe gezeichnet. Colin McAdam, 1971 geboren, ist in Hongkong, Dänemark, England und Kanada aufgewachsen. Er pendelt zwischen Sydney und Montreal.

 
 

Christoph Peters  -  btb

Der 1966 in Kalkar geborene Christoph Peters erhielt den Aspekte-Literaturpreis für sein 1999 erschienenes Romandebüt Stadt Land Fluss. Nach dem Erzählband Kommen und gehen, manchmal bleiben (2001) und dem Roman Das Tuch aus Nacht erscheint jetzt als Neuausgabe sein Frühwerk Heinrich Grewents Arbeit und Liebe (2005), eine hervorragende Satire über die modernen Kleinbürger. Stilistisch souverän sondiert er die Abgründe unter der Oberfläche eines wohlgeordneten Lebens. Der pedantische Betriebswirt Heinrich Grewent gerät auf einer Dienstreise in einen Strudel von paranoiden Gedanken und wird immer mehr von lang verdrängten Ängsten und Trieben übermannt.

 

Clarissa Stadler  -  Droschl Verlag

N. ist einer, der sich treiben lässt. Weil es sich so ergeben hat. Zwischen fadenscheinigen Parties und dem nächsten Espresso bleibt manchmal der Geruch einer Frau. Sein Freund Paul ist Künstler und träumt von Revolution, den größten Freiheitskampf allerdings führt er gegen seine Kontaktlinsen. Mit ihrem Debüt N. (2005) liefert die 1966 in Wien geborene Clarissa Stadler eine atmosphärisch dichte Großstadt-Erzählung, deren Helden zwischen Größenphantasien und alltäglicher Kläglichkeit pendeln.

 

Linda Stift  -  Deuticke Verlag

Die Geschwister Kinga und Nick betreiben einen Partyservice. Sie lernen ihre Nachbarn kennen, die sich im Yuppie-Milieu bewegen. Beide gehen eine Beziehung ein. Allmählich gerät ihre eigene kleine und geschützte Welt aus dem Lot. Linda Stifts Debütroman King Peng (2005) ist ein moderner und leicht bösartiger Sommernachtstraum. Er erzählt von subtilen Macht- und Beziehungsspielen. Die Autorin, geboren 1969 in der Südsteiermark, hat schon mehrere Preise und Stipendien bekommen. Sie lebt in Wien.

 

Uwe Tellkamp  -  Rowohlt Berlin

"Sprachmächtig, suggestiv, hoch musikalisch" ist nur eine der vielen lobenden Reaktionen zum Bachmann-Preistäger 2004 Uwe Tellkamp. In seinem Roman Der Eisvogel (Rowohlt Berlin 2005) schlägt sich Viggo Ritter mit skurrilen Jobs durch, nachdem seine Uni-Karriere gescheitert ist. Als er sich in Manuela, eine perfekt getarnte Terroristin einer konservativen Organisation, verliebt, gerät sein Leben in Gefahr. Der Eisvogel ist eine verhängnisvolle Liebesgeschichte, aber auch eine schonungslose Gesellschaftsanalyse mit Thriller-Elementen. Uwe Tellkamp, 1968 in Dresden geboren, lebt als Unfallchirurg in München. 2000 erschien sein Debütroman Der Hecht, die Träume und das portugiesische Cafe. Für seine Lyrik wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet.

 

Tina Uebel  -  Verlag Kiepenheuer & Witsch

Vier zahlungskräftige, hochmotivierte und perfekt ausgerüstete Abenteurer machen sich auf den Weg in die Antarktis. Sie glauben, die großen Herausforderungen nur noch im Extremsport zu finden. Naturgewalten wie Sturm und eisige Kälte behindern das Vorankommen. Die Mitglieder der Expedition werden von ihren eigenen Geschichten eingeholt. Die Situation droht zu eskalieren. In ihrem zweiten Roman Horror Vacui (2005) erzählt Tina Uebel vom verzweifelten Versuch, der inneren Leere zu entfliehen. Tina Uebel, 1969 in Hamburg geboren, arbeitet als Machtmacherin in der Literaturfusion "Macht - organisierte Literatur" und als Schriftstellerin in der Hansestadt.