Donnerstag, 9. März 2006
 
 
Moderation: Thomas Palzer
 
 
 
20.00 Uhr
Begrüßung
20.10 Uhr
Friesenblut

Anselm hat die Insel Föhr, auf der er geboren ist, schon lange hinter sich gelassen. Als er erfährt, dass ein Fragment des Meisterwerks "Die stille Hochzeit" von Olaf Braren, einem autodidaktischen Malergenie, auf der Insel gefunden worden ist, macht er sich auf die Reise zu der Insel und ihren verschlossenen Bewohnern. Seine Ahnung, dass für einige Inselbewohner unliebsame Erinnerungen mit dem Bild verbunden sind, bestätigt sich schnell. Olaf Schmidts Debütroman Friesenblut (Eichborn Berlin, 2006) ist eine atemberaubend erzählte Expedition in die von Naturgewalten geprägte friesische Geschichte, die Sitten und die Mentalität der Friesen sowie in die Vergangenheit des Protagonisten.

Olaf Schmidt, 1971 auf Föhr geboren, ist Literaturredakteur des Stadtmagazins Kreuzer in Leipzig.

20.30 Uhr
Nahe Jedenew

Versteckt im Baumhaus beobachtet zwei Zwillingsschwestern die Zerstörung ihres Weilers durch deutsche Soldaten und polnische Bauern. Mit einem Schlag zerbricht die funktionierende Zweckgemeinschaft, die Juden und Katholiken dort über die Jahre verbunden hat. Die Kinder durchleben die letzten Augenblicke ihrer Kindheit wie im Zeitraffer. Ihre Flucht gerät zu einer Flucht vor dem Ende der Vergangenheit. Kevin Vennemann hat in seinem Debütroman Nahe Jedenew (Suhrkamp, 2005) in einer unglaublich suggestiven Sprache die traumatischen Geschehen unserer Geschichte thematisiert - an einem fiktiven Ort.

Kevin Vennemann ist 1977 geboren und lebt in Wien und Berlin. 2002 erschien sein Erzählungsband Wolfskinderringe.

20.50 Uhr
In den Farben der Nacht

Die Erzählerinnen in Susanne Heinrichs Debüt In den Farben der Nacht (DuMont, 2005) sind jung, hungrig nach Erfahrungen, aber auch schon abgebrüht. Sie haben Sehnsucht und Angst, träumen von Nähe und trösten sich mit den Falschen. Bis zur Liebe kommt es nicht. Schonungslos, selbstbewusst und verstörend lässt die Autorin ihre Figuren umherirren. Sie malt die Nachthälften der Wirklichkeit in betäubend strahlenden Farben.

Susanne Heinrich, 1985 in Leipzig geboren, lebt in Coburg. 2002 erhielt sie den Publikumspreis des Hattinger Förderpreises und 2003 einen der Limburg- Preise für literarische Prosa; außerdem ist sie Sängerin einer Band.

21.10 Uhr
Pause (20 Minuten)
21.30 Uhr
Am Seil

Der Münchner Bachmannpreisträger Thomas Lang erzählt in seinem zweiten, preisgekrönten Roman Am Seil (Verlag C.H. Beck, 2006) auf packende und präzise Art die bewegende Geschichte eines Vater-Sohn-Konflikts. Als der ehemals bekannte Fernsehmoderator Gerd Kesperg seinen Vater überraschend im Altersheim besucht, beschließen die beiden, gemeinsam zu dem Hof, auf dem sie früher gelebt haben, zu fahren. Aus ihrem lebenslangem Machtkampf entwickelt sich eine prekäre Nähe. Überraschenderweise ist es der Sohn, der einen weiteren stillschweigenden Entschluss der beiden zielstrebig umsetzt.

Thomas Lang, geboren 1967, lebt und arbeitet als Autor in München. 2002 erschien sein erster Roman Than, ausgezeichnet mit dem Bayerischen Staatsförderpreis und dem Marburger Literaturpreis. 2005 erhielt er den Ingeborg-Bachmann-Preis für einen Auszug aus Am Seil.

21.50 Uhr
stillborn

Elisa ist Maklerin, leere Wohnungen sind ihre Passion. Hinter den Türen, die das Leben aussperren fühlt sie sich nachts sicher. Bis eine Wohnung nach der anderen von einem Brandstifter heimgesucht wird und in Flammen aufgeht. Michael Stavaric hat mit seinem Roman stillborn (Residenz 2006) gleich zwei Krimis in einem geschrieben. Und mehr als das: In unwiderstehlicher Manier erzählt er von einer ebenso unwiderstehlichen Frau. Wie schon in Europa, eine Litanei (Kookbooks 2005) beeindruckt Stavaric durch seine rhythmische, poetische Sprache.

Michael Stavaric wurde 1972 in Brünn geboren und lebt heute als Autor, Übersetzer und Herausgeber in Wien.

22.10 Uhr
Mond0

Multimediaperformance mit Doublevisions

Eine Reise auf den eigenartigen Trabanten - Vergnügungsort oder Paradies? Nikolai Vogel und Kilian Fitzpatrick lesen aus Mond0 (Black Ink). Die ersten Bände des im Entstehen begriffenen Neunteilers liegen als Betaversionen vor. Der Text entsteht auch mit den Auftritten. Musik mischt sich unter die Worte. Licht bewegt den Raum. Die Visuals werden von Doublevisions projiziert.

Der Münchener Autoren Nikolai Vogel (1971) und Kilian Fitzpatrick (1972) betreiben das Literaturprojekt Black Ink und kuratieren die monatliche Lesereihe Season II. Neben jeweils eigenen Textvorhaben schreiben sie an gemeinsamen Werken. Beide erhielten den Kulturförderpreis des Landkreises Landsberg. Nikolai Vogel nahm am 12. open-mike 2004 und am 29. Bachmann- Wettbewerb 2005 teil. Doublevisions bereichern seit einigen Jahren die Club- und Nachtlandschaft mit ausgefallenen Diashows.

22.45 Uhr
Kür des Tagespreisträgers
 
 
 
 
 

Büchertisch: Buchhandlung Lehmkuhl