DONNERSTAG
10. APRIL 2008

Büchertisch: Buchhandlung Lehmkuhl


Moderation: Hans Pleschinski
20.00 Uhr
Begrüßung
20.10 Uhr
Der erste Sommer

Je weiter sie mit dem Zug in das verwüstete München fuhren, desto stärker nahm er den alles durchdringenden Verwesungsgeruch wahr. Überall aufgerissene Wohnungen, abblätternde Tapeten an Mauerresten. Dazwischen blühende Blumen und üppig wuchernde Sträucher. 'Wahnsinn', flüsterte er benommen. Unvermittelt nahm sie seine Hand und drückte sie fest. 'Ich heiße Anne. Und du?'

In seinem Romandebüt Der erste Sommer (dtv, 2007) zeigt der Münchner Autor Maximilian Dorner ein authentisches, aber auch literarisches Bild der ersten Sommermonate in München nach der Stunde Null, die eine ganze Generation geprägt haben. Die Zukunft ist unklar, die Stadt liegt in Schutt und Asche. Trotz allem beginnt ein herrlicher, heißer Sommer.

Maximilian Dorner, 1973 in München geboren, hat mit 17 sein erstes eigenes Theaterstück inszeniert und ein Jahr später den ersten Film gedreht. Er arbeitet als Lektor. Unter seinem Künstlernamen "maximin" betreibt er als Unternehmenskünstler den maksverlag.

20.30 Uhr
Weiß

Der bekannte Musiker und Komponist Hans Platzgumer schildert in seinem neuen Roman Weiß (Skarabaeus, 2008) die faszinierende, raue Schönheit der Arktis, die fatale Anziehungskraft ihrer abweisenden Natur und die ungeahnten Möglichkeiten der Veränderung. Der Protagonist Sebastian Fehr will seinem Leben eine radikal neue Richtung geben. Er begibt sich auf die Reise in die Arktis. Doch im endlosen Weiß der Schneewüste, in der unendlichen Stille und Kälte des Nordens gerät er viel weiter an seine Grenzen als gedacht und gewünscht. In der totalen Einsamkeit bekommt er Wahnvorstellungen, das Licht blendet ihn und raubt ihm seine Sinne. Der Selbstfindungstrip gerät zum elementaren Überlebenskampf.

Hans Platzgumer, 1969 in Innsbruck geboren, lebt in München und am Bodensee. Seit 1987 veröffentlichte er im Rahmen unterschiedlichster musikalischer Gruppen und Projekte, u. a. HP Zinkler, die Goldenen Zitronen und Queen of Japan oder im Rahmen der Elektronik­Formationen Cube & Sphere oder hp.stonji, zahlreiche LPs und CDs. Daneben etliche Kompositionen für Film und Hörspiel. Emil-Berlanda-Preis 2007. Bei Skarabaeus: Expedition. Die Reise eines Underground-Musikers in 540 KB (2005).

20.50 Uhr
Nirgendwo sonst

Christiane Neudeckers Debütroman Nirgendwo sonst (Luchterhand, 2008) spielt in Burma im Herbst 2004. Ein Mann hetzt durch das Land, auf der Suche nach der Frau, die ihn soeben verlassen hat. Getrieben von dem Wunsch nach Wiedergutmachung, aber auch von den Dämonen einer alten Liebschaft verstrickt er sich immer tiefer in das nur scheinbar malerische Land, dessen touristische Fassade zu bröckeln beginnt. Was wie eine traumhafte Abenteuerreise begann, wird zu einer verschlungenen Irrfahrt in das eigene Ich.

Der Roman ist eine spannende, dichte Expedition in die Abgründe einer bedrohlichen Diktatur und einer verlorengegangenen Identität - eine Reise in das Herz der Finsternis.

Christiane Neudecker, geboren 1974, ist Regisseurin beim Berliner Künstlernetzwerk "phase 7 performing.arts". Für ihr Erzähldebüt In der Stille ein Klang (Luchterhand, 2005) erhielt sie u.a. den Wolfram-von-Eschenbach-Förderpreis 2006 und das Stipendium des Klagenfurter Literaturkurses.

21.10 Uhr
Pause
21.30 Uhr
Die Nacht, die Lichter

Sie reden eine Nacht lang. Sie haben einander zufällig wiedergetroffen, sie denkt vielleicht an ein gemeinsames Leben, doch er weiß, dass es anders kommen wird. Die Helden in Clemens Meyers Stories mit dem Titel Die Nacht, die Lichter (S. Fischer, 2008) sind strauchelnde Glückssucher, heimatlose Träumer und ruhelose Nachtgestalten.

Clemens Meyer erzählt von der Hoffnung, einmal im Leben den großen Gewinn einzustreichen, wie bei dem Hundebesitzer, der auf der Rennbahn sein Geld verwettet, und von dem Willen, etwas aus sich zu machen, wie bei der jungen Frau, die vom Flüchtlingsschiff hoch hinaus will. Sie alle sind dem Leben ausgesetzt. Der Autor erzählt in rauer, aber einfühlsamer Art von den großen Illusionen und von der Sehnsucht.

Clemens Meyer, 1977 in Halle/Saale geboren, lebt in Leipzig. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2001 gewann er den MDR-Literaturwettbewerb und erhielt für seinen ersten Roman Als wir träumten (S. Fischer, 2006) u.a. den Rheingau-Literatur-Preis, den Förderpreis zum Lessing-Preis und den Clemens-Brentano-Preis.

21.50 Uhr
Ein Foto von Mila

In seinem Romandebüt Ein Foto von Mila (C. H. Beck, 2008) greift Jörg Matheis die Flugkatastrophe von Ramstein auf. Über 70 Menschen starben. Mila, die junge Freundin des Fotografen Lorenz, wurde bei dem Flugunglück schwer verletzt. Seitdem ist sie verstört und die Beziehung zwischen den beiden ist gefährdet. Im Gegensatz zu seinem Bruder Frieder, der sich bemüht, dieses Flugunglück auszublenden, um die Gegend touristisch erschließen zu können, arbeitet Lorenz an einem Plan für den Neuanfang für Mila und für ihre Beziehung.

Spannungsreich und sehr genau erzählt der Roman von Liebe und Angst, Kunst und Paranoia und davon, wie schwer es ist, für die Folgen dieser Katastrophe einen Ausdruck zu finden, der wahr und zugleich erträglich ist.

Jörg Matheis wurde 1970 in der Pfalz geboren und lebt mit seiner Familie in Ingelheim am Rhein. Für seinen Erzählband Mono (C. H. Beck, 2003) erhielt er u.a. den Förderpreis des Bremer Literaturpreises und den Förderpreis des Hermann-Lenz-Preises.

22.10 Uhr
Hanna und ich

Immer wieder öffnet sich die Tür zu ihrem kleinen Buchladen. Herein treten Herr M., Lea und Rio - in diesen kleinen Ort, an dem außer reden nicht viel möglich ist. Mit ihren Besuchern kreist Hanna um eine Geschichte, die zerbrochen und verloren scheint, aber gesucht werden will. So sehr diese Suche die Figuren immer wieder zueinander treibt, so wenig kommen sie doch beieinander an.

Wie in ihrem hochgelobten Debütroman Arme Närrchen setzt sich die Autorin Andrea Winkler in ihrem zweiten Roman Hanna und ich (Droschl, 2008) kompromisslos und hochpoetisch mit Rolle und Funktion der Sprache auseinander.

Andrea Winkler, geboren 1972 in Freistadt, lebt in Wien. Für ihr Debüt Arme Närrchen (Droschl, 2006) erhielt sie ein Stipendium der Hermann-Lenz-Stiftung und den Theodor-Körner-Preis.

22.30 Uhr
Kür des Tagespreisträgers und Verlosung des Buchpakets