Die Autoren

Wortspiele München
 


Natascha Berglehner

© christoph kohlmeier

Im Zimmer ist Winter - Weissbooks

Als Schülerin hatte Adèle ein Verhältnis mit ihrem Schwimmlehrer. In ihrer Erinnerung verschwand er nach einer halbjährigen Beziehung einfach aus ihrem Leben. Ebenso wie ihr Vater, der kurz zuvor die Familie verließ, um mit einer neuen Frau zusammen zu sein. Seitdem lebt Adèle allein mit ihrer dominanten und wunderlichen Mutter, die sich nur noch für ihre Puppen zu interessieren scheint, in ärmlichen Mietverhältnissen. Als die jetzige Kunststudentin dem Schwimmlehrer zufällig wieder begegnet, beginnt sie ihn heimlich zu verfolgen und sich an die Erlebnisse von damals zu erinnern. Ehe sie sich versieht, droht sie in einem Strudel von verdrängten Verletztheiten und schmerzlicher Selbsterkenntnis unterzugehen.

 

In ihrem Debütroman Im Zimmer ist Winter (Weissbooks, 2021) beschäftigt sich Natascha Berglehner mit dem Tabuthema einer verbotenen Liebe auf eine provozierend unschuldige und beklemmend poetische Weise.

Natascha Berglehner, geboren 1982 in München, wo sie auch lebt, arbeitet heute als Innenarchitektin. Eine erste Kurzgeschichte von ihr erschien in der Krachkultur.


Nadire Biskin

© jens oellermann

Ein Spiegel für mein Gegenüber - dtv

Huzur ist bei ihrer Cousine in der Türkei auf Zwangsurlaub - in Berlin hat man sie bis auf Weiteres vom Referendariat suspendiert. Wenigstens verschafft ihr das "Kopftuchgate" viel Zeit zum Nachdenken. Doch zurück in Berlin überschlagen sich noch am Abend ihrer Ankunft die Ereignisse - Huzur liest die verwahrloste zehnjährige Hiba auf, ein syrisches geflüchtetes Mädchen ohne Familie, und plötzlich muss sie sich kümmern - um ein fremdes Kind und um ihr eigenes Leben. Denn wie viel Verantwortung kann und will sie, die Aufsteigerin aus Wedding mit türkischen Wurzeln, übernehmen?

 

In ihrem Debütroman Ein Spiegel für mein Gegenüber (dtv, 2022) schildert Nadire Biskin voller Empathie die Zerrissenheit ihrer Protagonistin, gefangen zwischen Herkunft und Heimat.

Nadire Biskin wurde 1987 in Berlin Wedding geboren. Sie hat mehrere Jahre zu Sprachbildung und Mehrsprachigkeit geforscht. Heute arbeitet sie als Lehrerin. Ihre Prosa-Texte sind in zahlreichen Magazinen erschienen.


Laura Cwiertnia

© marlena waldthausen

Auf der Straße heissen wir anders - Klett Cotta

Die Kinder aus der Hochhaussiedlung in Bremen-Nord kennen die Herkunftsorte ihrer Familien genau: Türkei, Russland, Kurdistan. Nur bei Karla ist alles etwas anders. Sie weiß zwar, dass die Großmutter in den Sechzigern als Gastarbeiterin aus Istanbul nach Deutschland kam, und auch, dass die Familie armenische Wurzeln hat, doch gesprochen wird darüber nicht. Als Karlas Großmutter stirbt, taucht der Name einer Frau auf, Lilith, samt einer Adresse in Armenien. Karla gelingt es, ihren Vater zu einer gemeinsamen Reise zu überreden - in eine Heimat, die beide noch nie betreten haben.

 

Intensiv und vielschichtig fächert Laura Cwiertnia in ihrem Debütroman (AT) Auf der Straße heissen wir anders (Klett-Cotta, 2022) die Geschichte einer armenischen Familie auf, deren Verluste so groß sind, dass sie noch Generationen später nachhallen.

Laura Cwiertnia, 1987 in Bremen geboren, ist stellvertretende Ressortleiterin bei der ZEIT. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.


Annika Domainko

© privat

Ungefähre Tage - CH Beck Verlag

Sie ist Patientin auf der geschlossenen Station einer Psychiatrie, leidet an Wahnvorstellungen, hört Stimmen, doch dann gibt es wieder diese Momente völliger Klarheit. Grün, der als Pfleger auf Station arbeitet, ist wie gebannt von dieser Frau. Durch sie scheint er seinen stumpfen Routinen zu entkommen und wagt es sogar, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen. Endlich kann er sprechen, von sich, von dem, wofür er zuvor keine Worte hatte. Und auch wenn der Halt, nach dem er greift, lose ist, könnte diese Frau doch seine Rettung bedeuten. Wäre es denn so fatal, sich näherzukommen? Und wie groß ist die Gefahr, in einem fremden Leben zu verschwinden?

 

Annika Domainko erzählt in ihrem Ungefähre Tage (C.H. Beck, 2022) die aufwühlende und haltlose Geschichte zweier Menschen. Sie erzählt von der Angst vor dem Zusammenbruch, von Kontrollverlust und Macht. Ein Roman, der auf der Suche nach Gewissheit jede Sicherheit infrage stellt.

Annika Domainko, geboren 1988, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie arbeitet als Sachbuch-Lektorin und Übersetzerin in München. "Ungefähre Tage" ist ihr Debüt.


Jens Eisel

© melani mörsdorf

Cooper - Piper Verlag

Unter den Passagieren eines Fluges nach Seattle ist ein Mann mit einem Aktenkoffer. Er wird als Dan Cooper in die Geschichte eingehen und doch ein Unbekannter bleiben. Mit einer selbstgebauten Bombe erpresst er eine hohe Summe, springt mit dem Fallschirm ab und verschwindet.

 

Jens Eisel erzählt in seinem neuen Roman Cooper (Piper, 2022) feinfühlig von einem Vietnam-Veteranen, der alles wagt, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben, und von einer Crew, die alles dafür tut, ein friedliches Ende zu sichern.

Jens Eisel, geboren 1980, lebt in Hamburg. Nach einer Schlosser-Ausbildung arbeitete er als Lagerarbeiter, Hausmeister und Pfleger. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, gewann 2013 das open mike und veröffentlichte einen Storyband und den Roman Bevor es hell wird.


Yannic H. B. Federer

© max zerrahn

Tao - Suhrkamp

Das Tobi eigentlich Tao heißt, wissen die wenigsten. Nur Miriam nennt ihn, wenn sie zu zweit sind, bei seinem chinesischen Namen. Als sie ihn verlässt, reist Tao mit dem Auto quer durch Europa, um der Trauer über die Trennung zu entkommen, doch die Erinnerung an die gemeinsamen Jahre verfolgt ihn und auch der Tod des Vaters lässt ihn nicht los. Vor Jahren verschwand der Vater in Hongkong - auf der Suche nach dem Geburtstort des eigenen Vaters, Taos Großvater. Dieser war als Kind von Menschenhändlern nach Indonesien verschleppt worden, wo er sich eine Existenz aufbauen konnte. Bald aber nahm die Diskriminierung der chinesischen Minderheit immer mehr zu, sodass Taos Vater vor der drohenden Gewalt nach Deutschland floh. Nun ist es Tao, der sich auf die Spuren seiner Vorfahren begibt und zu schreiben beginnt, um die eigene Geschichte zu ordnen - und die seiner Familie.

 

Yannic Han Biao Federer erzählt in seinem neuen Roman Tao (Suhrkamp, 2022) von Verlust und Entfremdung, von einer Spurensuche entlang postkolonialer Verwerfungen und biografischer Brüche, in der deutschen Provinz wie im zerrissenen Hongkong von heute.

Yannic Han Biao Federer, geboren 1986, erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, darunter den 3sat-Preis beim Bachmannwettbewerb 2019. Sein Debütroman Uns alles wie aus Pappmaché erschien 2019. Er lebt als freier Autor bei Köln.


Benedikt Feiten

© maria svidryk

Leiden Centraal - Voland & Quist

Eine Party, auf der sie nie war. Eine Liebesbotschaft, die ihr nicht gilt, eine Familie an Weihnachten, die nicht ihre ist. Tausend Kindheiten, die sie nie erlebt hat.
Valerie analysiert als forensische Informatikerin täglich Unmengen fremder Erinnerungen. Bei einem neuen Fall geraten Adrian und Christina in den Fokus ihrer Ermittlungen und mit ihnen die menschenunwürdigen Machenschaften eines illegalen Leiharbeitsnetzwerks.

 

Benedikt Feiten schickt in seinem neuen Roman Leiden Centraal (Voland & Quist, 2022) seine drei Protagonisten auf Suche, Jagd und Flucht durch die Niederlande, Rumänien und Deutschland, durch geografische und digitale Räume. Lakonisch und durchdacht erzählt er vom Streben nach Orientierung im Vergangenen - und von der Macht der Technologie, die das Erinnern formt.

Benedikt Feiten wurde 1982 in Berlin geboren und lebt in München. Er wurde mit dem Literaturstipendium der Stadt München ausgezeichnet. 2016 erschien sein Debütroman Hubsi Dax2019 erhielt er für So oder so ist das Leben den Bayerischen Kunstförderpreis. Er ist Trompeter und Cellist in verschiedenen Bands und Projekten. 2021 ist er Stipendiat des internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg.


Sophia Fritz

© marion koell

Steine schmeißen - Kanon Verlag

Wien, heute: In der Silvesternacht wollen Anna und ihre Freundinnen das vergangene Jahr rituell verabschieden. Dazu sollen sie ihre Tiefpunkte auf therapeutische Steine schreiben und später in die Donau werfen. Doch weil sich mit Drogen und Feuerwerk doch nicht alles betäuben lässt, brechen nach und nach Lügen, Misstrauen und Gewalt hervor. Dann reißt ein ungebetener Gast alles mit, woran sich Anna und ihre Freundinnen festgehalten haben.

 

Sehr genau und mit viel Humor verfolgt Sophia Fritz in ihrem Debütroman Steine schmeißen (Kanon, 2021) das Ringen einer Generation mit sich selbst, die Rebellion durch Achtsamkeit ersetzt und ihr Weltvertrauen irgendwo zwischen den Quellenverweisen im Internet verloren hat.

Sophia Fritz wurde 1997 in Tübingen geboren. Sie studiert Drehbuch an der Hochschule für Fernsehen und Film München und erarbeitet für verschiedene Produktionsfirmen Serienformate. Für ihre literarischen Kurztexte hat sie zahlreiche Literaturpreise und Stipendien erhalten. Sie schreibt für die ZEIT.


Marie Gamillscheg

© leonie hugendubel

Aufruhr der Meerestiere - Luchterhand Verlag

Luise ist klug, Luise ist unabhängig, Luise ist eine Insel. Als Meeresbiologin hat Luise sich einen exzellenten Ruf erarbeitet. Ihr Spezialgebiet: die Meerwalnuss, eine geisterhaft illuminierte Qualle im Dunkel der Ozeane. Als Luise für ein Projekt mit einem renommierten Tierpark nach Graz reisen soll, zögert sie nicht lange. Doch Graz, das ist auch ihre Heimatstadt, das ist die Wohnung ihres abwesenden und plötzlich erkrankten Vaters. Und das ist die Geschichte einer jahrelangen Sprachlosigkeit zwischen ihnen.

 

Marie Gamillschegs neuer Roman Aufruhr der Meerestiere (Luchterhand, 2022) ist der Versuch, die Unmöglichkeit einer besonderen Beziehung zu erfassen, der Beziehung zwischen Töchtern und Vätern.

Marie Gamillscheg wurde 1992 in Graz geboren und lebt in Berlin. Sie arbeitet als freie Journalistin u.a. für ZEIT Campus. Sie hat Beiträge in zahlreichen Zeitschriften und Magazinen veröffentlicht, ihr Roman "Alles, was glänzt" (2018) landete auf der ORF-Bestenliste, wurde für den aspekte Literaturpreis nominiert und mit dem Österreichischen Buchpreis für das beste Debüt 2018 ausgezeichnet.


Katharina Korbach

© patricia schichl

Sperling - Berlin Verlag

Als Charlotte überraschend vor der eigenen Haustür ihrem Dozenten in die Arme läuft, ahnt sie nicht, dass dieser sie bereits seit Wochen aus der gegenüberliegenden Wohnung des Berliner Mietshauses beobachtet. Wolfgang hingegen sieht in ihr das Mädchen aus einem Vermeer-Gemälde und fühlt sich inspiriert.

 

Katharina Korbach erzählt in ihrem Debütroman Sperling(Berlin Verlag, 2022) eine hinreißende Geschichte von einsamen Seelen, die das Glück in der Großstadt suchen und eine fragile Verbindung miteinander eingehen.

Katharina Korbach, geboren 1995 in Wiesbaden, gewann mit ihren Erzählungen mehrere Wettbewerbe und Preise und wurde in Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht. 2013 war sie Finalistin des 21. open mike, 2019 erhielt sie das Hessische Literaturstipendium für Litauen. Sie lebt in Berlin.


Sascha Macht

© ronny aviram

Spyderling - Dumont

Daytona Sepulveda ist Entwicklerin von Brettspielen. In Entwicklerkreisen wird sie ehrfürchtig "Die Verschwundene" genannt; Daytona war eine Zeit lang verschollen und hat Schlimmes erlebt, doch sie lässt sich von dieser Erschütterung nicht unterkriegen. Nun ist sie, genau wie sieben der renommiertesten Brettspielentwickler aus aller Welt, auf ein Weingut in der Republik Moldau eingeladen, von Spyderling, dem Guru der Spieleautoren, den allerdings noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Einmal im Jahr bringt Spyderling die kreativsten Geister zur "Konsultation" zusammen, damit sie "verstehen lernen". Doch was genau sie verstehen lernen sollen, ist weder Daytona noch ihren Mitstreitern richtig klar und bereits kurz nach der Ankunft an diesem seltsamsten aller Orte passieren die rätselhaftesten Dinge.

 

Sascha Macht kreiert in seinem zweiten Roman Spyderling (Dumont, 2022) eine faszinierende Verbindung zwischen den Kunstformen der Literatur und des Spiels. Voller Fantasie und Sprachwitz schickt Spyderling seine Heldinnen und Helden auf eine Tour de Force der Selbst- und Welterkenntnis.

Sascha Macht, 1986 in Frankfurt/Oder geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er veröffentlichte in diversen Anthologien und Zeitschriften und war u.a. Stipendiat des Künstlerhauses Lukas Ahrenshoop, der LCB-Autorenwerkstatt und des Deutschen Literaturfonds. Für seinen Roman Der Krieg im Garten des Königs der Toten (2016) wurde er mit dem Debütpreis der lit.Cologne ausgezeichnet. Ebenfalls 2016 wurde er zum Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis eingeladen. Sascha Macht lebt in Leipzig.


Yade Yasmin Önder

© carolin saage

Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron - Kiepenheuer & Witsch

Im Jahr nach Tschernobyl wird die Ich-Erzählerin geboren, irgendwo in der deutschen Provinz. Der türkische Vater stirbt, alleingelassen ergeben Tochter und Mutter eine toxische Mischung. Der Roman erzählt, wie ein Mädchen hinausfindet aus einer beschädigten Familienaufstellung hinein in eine düster-funkelnde BRD. Er erzählt von einem Großvater mit Loch im Hals, von Sommern in Istanbul, die nach zu heißen Elektrogeräten riechen und nach Anis, von Dingen und Menschen, die auf Nimmerwiedersehen aus dem Fenster fliegen. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich immer wieder verliert und wiederfindet, auseinanderfällt und neu zusammensetzt.

 

Yade Önders Debüt Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron (Kiepenheuer & Witsch, 2022) ist ein wilder Roman über Fremdheit und Ankommen, über Identität und Differenz, schnell und klug und bei aller Düsterkeit sehr komisch.

Yade Yasmin Önder, geboren 1985 in Wiesbaden, studierte literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Ihr erstes Theaterstück, Kartonage, wurde zu den Autorentheatertagen 2017 eingeladen und am Wiener Burgtheater uraufgeführt.
2018 war sie Gewinnerin des open mike in der Kategorie Prosa, 2019 Preisträgerin des Martha-Saalfeld-Förderpreises. 2021 ist sie Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya Istanbul.


Elina Penner

© kai senf

Nachtbeeren - Aufbau Verlag

Nelli ist als kleines Mädchen als Russlanddeutsche mit ihrer mennonitischen Familie nach Minden gekommen. Sie spricht Plautdietsch und isst Tweeback und versucht, in der Provinz und im neuen deutschen Leben anzukommen, aber als ihre geliebte Oma stirbt, gerät Nelli durcheinander. Ihr Mann Kornelius eröffnet ihr, sie für eine andere zu verlassen. Und Nelli ist sich am nächsten Morgen nicht sicher, ob sie ihn nicht aus Versehen umgebracht hat...

In ihrem Debütroman Nachtbeeren (Aufbau, 2022) erzählt Elina Penner mit Komik und Empathie von einer Gemeinschaft von Menschen, die aneinander festhalten, weil sie nichts anderes haben.

 

Elina Penner wurde 1987 als mennonitische Deutsche in der ehemaligen Sowjetunion geboren und kam 1991 nach Deutschland. Plautdietsch ist ihre Muttersprache. Nach Jahren in Berlin und in den USA lebt sie mit ihrer Familie in Ostwestfalen.


Lola Randl

© privat

Angsttier - Matthes & Seitz Berlin

Das kleine Häuschen auf dem Land war ein echter Glücksfall, Friedel ist schwanger und Jakob hat endlich die nötige Ruhe, um an seinem zweiten Roman zu schreiben. Alles ist perfekt. Also fast.
Nachdem Jakob eines Nachts von einem Tier angefallen und gebissen wird, tritt jedoch immer häufiger seine eigene Natur zutage. Die Arbeit an seinem Buch verwirft er. Viel interessanter scheinen ihm jetzt die Sagen aus der Umgebung. Was hat es etwa mit der Geschichte von den behaarten Dorfbewohnern und dem sprechenden Pferdekopf auf sich? Waren hier vielleicht schon immer alle verrückt?!

 

Mit Humor und feinem Gespür für die menschlichen Widersprüche erfindet Lola Randl in ihrem neuen Roman Angsttier (Matthes & Seitz Berlin, 2022) das Horrorgenre neu.

Lola Randl, 1980 in München geboren, arbeitet als Drehbuchautorin und Regisseurin für Kino und Fernsehen. Zuletzt entstanden die Fernsehserie Landschwärmer(2014) und der Kinofilm Von Bienen und Blumen (2019). Mit ihrem Roman Der Große Garten war sie für den Deutschen Buchpreis 2019 nominiert. Randl lebt in einem kleinen Ort in der brandenburgischen Uckermark.


Joachim B. Schmidt

© eva schram

Tell - Diogenes Verlag

Im Zentrum von Joachim B. Schmidts Erzählung steht der Mensch Wilhelm Tell - ein Wilderer und Familienvater, ein Eigenbrödler und notorischer Querulant, ein Anti-Held, einer, der überhaupt kein Held sein will, der eigentlich nur seine Ruhe, genug zu essen und seinen Leiterwagen haben will. Und eine Kuh verkaufen. Immer näher kommen ihm die verschiedenen Stimmen und erkunden, wie eine einzige Gewalttat größere und größere Kreise zieht.

 

Schmidt bringt uns die Figur des Mythos nahe und erzählt eine unerhört spannende Geschichte. In seiner rasanten Erzählung Tell (Diogenes, 2022) sprechen die Protagonisten direkt zu uns, was dem Text Gegenwärtigkeit und Authentizität verleiht.

Joachim B. Schmidt, geboren 1981, stammt aus Graubünden und lebt seit über zehn Jahren mit seiner Familie in Reykjavik. Er ist Autor mehrerer Romane und diverser Kurzgeschichten. Außerdem betreibt er einen Reiseblog und arbeitet als Touristenführer in Island. Mit den Roman Kalman stand er auf dem dritten Platz des Schweizer Krimi-Preises 2021 und auf der Shortlist des Crime Cologne Award.


Marie-Alice Schultz

© henning christiansen

Der halbe Apfel - Frankfurter Verlagsanstalt

Es kommt vor, dass jemand geht, plötzlich verschwindet - aber eine Rückkehr, noch dazu nach sieben Jahren? Eines Morgens steht Ben da, platzt unangekündigt in das Wiener Leben von Pia, Vinz und dem siebenjährigen Janis, dessen leiblicher Vater Ben ist. Janis hat nun auf einmal zwei Väter, Vinz sieht zu, wie Ben vorübergehend bei Pia einzieht, und Pia fragt sich mehr und mehr, warum eigentlich nur die anderen kommen und gehen können, wann sie wollen. Marie-Alice, die Erzählerin, erfährt in Hamburg von den Neuigkeiten bei ihren Freunden aus Studienzeiten. Sie ist Schriftstellerin und hängt in der Luft: zwischen Projekten und Lockdowns, zwischen Wien und Hamburg. Vor dem Hintergrund ihres eigenen Verlusts und als Tochter einer französischen Mutter fragt sie sich zunehmend, was Familie ist, wie Verantwortung und Vererbung, Glück und Identität zueinander stehen. Bis eintritt, womit niemand gerechnet hat, und ein Teil des Dreiecks die Seiten wechselt.

 
 

Marie-Alice Schultz erzählt in Der halbe Apfel (Frankfurter Verlagsanstalt, 2022) von ungewöhnlichen Familienkonstellationen und modernen Lebensentwürfen, verbunden mit einer zugleich spielerischen und schonungslosen Selbstbefragung.

Marie-Alice Schultz, geboren 1980 in Hamburg, wo sie auch lebt, war 2016 Stipendiatin der Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und Teilnehmerin des 20. Klagenfurter Literaturkurses. Für ihren Debütroman Mikadowälder (2019) wurde sie mit dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet.


Kathrin Werner

© florian jaenicke

Niu - Hoffmann und Campe

Carmen und Thomas sind gerade erst nach New York gezogen. Sie haben große Pläne für ihr neues, gemeinsames Leben.
Doch dann lernen sie unabhängig voneinander Niu kennen. Wie zufällig taucht sie immer wieder auf: in der U-Bahn, im Coffee Shop, im Waschsalon, an der Brooklin Bridge.
Ohne zu ahnen, dass die/der andere sie ebenfalls kennt, fallen Carmen und Thomas in Nius Bann. Dabei hinterfragen sie ihr bisheriges Leben.

 

In ihrem Debütroman Niu (Hoffmann und Campe, 2022) erzählt Kathrin Werner mit feinem Gespür von den Wünschen und Sorgen eines jungen Paares in unserer schnelllebigen Zeit, in der sich Beziehungen, Rollenverständnisse, individuelle Freiheit, die perfekte Idee von Familie und all die unendlichen Möglichkeiten ständig neu definieren.

Kathrin Werner Jahrgang 1983, ist Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung. Sie lebte fast sieben Jahre lang in New York und arbeitete dort als Korrespondentin. Heute lebt sie in München.


Bettina Wilpert

© nane diehl

Herumtreiberinnen - Verbrecher Verlag

Manja ist 17 Jahre alt und lebt im Leipzig der 1980er Jahre. Ihre beste Freundin Maxi und sie schwänzen die Schule, brechen in Schrebergärten ein, um die Tagesschau zu sehen, und treffen sich im Freibad oder auf dem Rummel mit Jungs, bis Manja im Zimmer des Vertragsarbeiters Manuel von der Volkspolizei erwischt wird und auf die venerologische Station für Frauen mit Geschlechtskrankheiten in der Ribbeckstraße kommt.
Hier wurde in den 1940er Jahren die zwanzigjährige Lilo festgehalten, die mit ihrem Vater für den kommunistischen Widerstand gearbeitet hat. In den 2010er Jahren ist das Haus eine Unterkunft für Geflüchtete, wo Robin als Sozialarbeiterin tätig ist.

 

Der neue Roman Herumtreiberin (Verbrecher Verlag, 2022) von Bettina Wilpert erzählt die Geschichten dreier junger Frauen aus verschiedenen Zeiten und thematisiert ein überwiegend unbekanntes Kapitel der DDR-Geschichte. Gleichzeitig handelt es sich um einen Coming-of-Age-Roman.

Bettina Wilpert, geboren 1989 und aufgewachsen bei Altötting, lebt als freie Schriftstellerin in Leipzig. 2018 erschien ihr Debütroman "Nichts, was uns passiert", für den sie u.a. mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Förderpreis zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen und dem Kranichsteiber Jugendliteratur-Stipendium ausgezeichnet wurde. Das Buch wurde u.a. vom Stadttheater Gießen und dem Thalia-Theater Hamburg für die Bühne adaptiert. Zuletzt wurde ihr ein Stipendium der Villa Aurora, L.A., zugesprochen.