Mittwoch,
9. März 2022
Moderation: Andrea Mühlberger20.00 Uhr
Begrüßung
20.10 Uhr
Niu
Carmen und Thomas sind gerade erst nach New York gezogen. Sie haben große Pläne für ihr neues, gemeinsames Leben.
Doch dann lernen sie unabhängig voneinander Niu kennen. Wie zufällig taucht sie immer wieder auf: in der U-Bahn, im Coffee Shop, im Waschsalon, an der Brooklin Bridge.
Ohne zu ahnen, dass die/der andere sie ebenfalls kennt, fallen Carmen und Thomas in Nius Bann. Dabei hinterfragen sie ihr bisheriges Leben.
In ihrem Debütroman Niu (Hoffmann und Campe, 2022) erzählt Kathrin Werner mit feinem Gespür von den Wünschen und Sorgen eines jungen Paares in unserer schnelllebigen Zeit, in der sich Beziehungen, Rollenverständnisse, individuelle Freiheit, die perfekte Idee von Familie und all die unendlichen Möglichkeiten ständig neu definieren.
Kathrin Werner Jahrgang 1983, ist Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung. Sie lebte fast sieben Jahre lang in New York und arbeitete dort als Korrespondentin. Heute lebt sie in München.
20.30 Uhr
Aufruhr der Meerestiere
Luise ist klug, Luise ist unabhängig, Luise ist eine Insel. Als Meeresbiologin hat Luise sich einen exzellenten Ruf erarbeitet. Ihr Spezialgebiet: die Meerwalnuss, eine geisterhaft illuminierte Qualle im Dunkel der Ozeane. Als Luise für ein Projekt mit einem renommierten Tierpark nach Graz reisen soll, zögert sie nicht lange. Doch Graz, das ist auch ihre Heimatstadt, das ist die Wohnung ihres abwesenden und plötzlich erkrankten Vaters. Und das ist die Geschichte einer jahrelangen Sprachlosigkeit zwischen ihnen.
Marie Gamillschegs neuer Roman Aufruhr der Meerestiere (Luchterhand, 2022) ist der Versuch, die Unmöglichkeit einer besonderen Beziehung zu erfassen, der Beziehung zwischen Töchtern und Vätern.
Marie Gamillscheg wurde 1992 in Graz geboren und lebt in Berlin. Sie arbeitet als freie Journalistin u.a. für ZEIT Campus. Sie hat Beiträge in zahlreichen Zeitschriften und Magazinen veröffentlicht, ihr Roman "Alles, was glänzt" (2018) landete auf der ORF-Bestenliste, wurde für den aspekte Literaturpreis nominiert und mit dem Österreichischen Buchpreis für das beste Debüt 2018 ausgezeichnet.
20.50 Uhr
Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron
Im Jahr nach Tschernobyl wird die Ich-Erzählerin geboren, irgendwo in der deutschen Provinz. Der türkische Vater stirbt, alleingelassen ergeben Tochter und Mutter eine toxische Mischung. Der Roman erzählt, wie ein Mädchen hinausfindet aus einer beschädigten Familienaufstellung hinein in eine düster-funkelnde BRD. Er erzählt von einem Großvater mit Loch im Hals, von Sommern in Istanbul, die nach zu heißen Elektrogeräten riechen und nach Anis, von Dingen und Menschen, die auf Nimmerwiedersehen aus dem Fenster fliegen. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich immer wieder verliert und wiederfindet, auseinanderfällt und neu zusammensetzt.
Yade Önders Debüt Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron (Kiepenheuer & Witsch, 2022) ist ein wilder Roman über Fremdheit und Ankommen, über Identität und Differenz, schnell und klug und bei aller Düsterkeit sehr komisch.
Yade Yasmin Önder, geboren 1985 in Wiesbaden, studierte literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Ihr erstes Theaterstück, Kartonage, wurde zu den Autorentheatertagen 2017 eingeladen und am Wiener Burgtheater uraufgeführt.
2018 war sie Gewinnerin des open mike in der Kategorie Prosa, 2019 Preisträgerin des Martha-Saalfeld-Förderpreises. 2021 ist sie Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya Istanbul.
21.10 Uhr
20 Min. Pause
21.30 Uhr
Cooper
Unter den Passagieren eines Fluges nach Seattle ist ein Mann mit einem Aktenkoffer. Er wird als Dan Cooper in die Geschichte eingehen und doch ein Unbekannter bleiben. Mit einer selbstgebauten Bombe erpresst er eine hohe Summe, springt mit dem Fallschirm ab und verschwindet.
Jens Eisel erzählt in seinem neuen Roman Cooper (Piper, 2022) feinfühlig von einem Vietnam-Veteranen, der alles wagt, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben, und von einer Crew, die alles dafür tut, ein friedliches Ende zu sichern.
Jens Eisel, geboren 1980, lebt in Hamburg. Nach einer Schlosser-Ausbildung arbeitete er als Lagerarbeiter, Hausmeister und Pfleger. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, gewann 2013 das open mike und veröffentlichte einen Storyband und den Roman Bevor es hell wird.
21.50 Uhr
Angsttier
Das kleine Häuschen auf dem Land war ein echter Glücksfall, Friedel ist schwanger und Jakob hat endlich die nötige Ruhe, um an seinem zweiten Roman zu schreiben. Alles ist perfekt. Also fast.
Nachdem Jakob eines Nachts von einem Tier angefallen und gebissen wird, tritt jedoch immer häufiger seine eigene Natur zutage. Die Arbeit an seinem Buch verwirft er.
Viel interessanter scheinen ihm jetzt die Sagen aus der Umgebung. Was hat es etwa mit der Geschichte von den behaarten Dorfbewohnern und dem sprechenden Pferdekopf auf sich? Waren hier vielleicht schon immer alle verrückt?!
Mit Humor und feinem Gespür für die menschlichen Widersprüche erfindet Lola Randl in ihrem neuen Roman Angsttier (Matthes & Seitz Berlin, 2022) das Horrorgenre neu.
Lola Randl, 1980 in München geboren, arbeitet als Drehbuchautorin und Regisseurin für Kino und Fernsehen. Zuletzt entstanden die Fernsehserie Landschwärmer(2014) und der Kinofilm Von Bienen und Blumen (2019). Mit ihrem Roman Der Große Garten war sie für den Deutschen Buchpreis 2019 nominiert. Randl lebt in einem kleinen Ort in der brandenburgischen Uckermark.
22.10 Uhr
Tell
Im Zentrum von Joachim B. Schmidts Erzählung steht der Mensch Wilhelm Tell - ein Wilderer und Familienvater, ein Eigenbrödler und notorischer Querulant, ein Anti-Held, einer, der überhaupt kein Held sein will, der eigentlich nur seine Ruhe, genug zu essen und seinen Leiterwagen haben will. Und eine Kuh verkaufen. Immer näher kommen ihm die verschiedenen Stimmen und erkunden, wie eine einzige Gewalttat größere und größere Kreise zieht.
Schmidt bringt uns die Figur des Mythos nahe und erzählt eine unerhört spannende Geschichte. In seiner rasanten Erzählung Tell (Diogenes, 2022) sprechen die Protagonisten direkt zu uns, was dem Text Gegenwärtigkeit und Authentizität verleiht.
Joachim B. Schmidt, geboren 1981, stammt aus Graubünden und lebt seit über zehn Jahren mit seiner Familie in Reykjavik. Er ist Autor mehrerer Romane und diverser Kurzgeschichten. Außerdem betreibt er einen Reiseblog und arbeitet als Touristenführer in Island. Mit den Roman Kalman stand er auf dem dritten Platz des Schweizer Krimi-Preises 2021 und auf der Shortlist des Crime Cologne Award.
22.30 Uhr