Mittwoch,

8. März 2023

Moderation: Andrea Mühlberger  |   Büchertisch: Lehmkuhl

20.00 Uhr  

Begrüßung


20.10 Uhr

Poussi

Ibli ist Anfang 20 und wohnt und arbeitet im Palast, einem einst glanzvollen Bordell, das ihrem Vater gehörte. Iblis Vater, das ist Lackschuh. Zu Hochzeiten des Palastes führte er ein ausschweifendes Leben, nun verfolgt ihn der Bankrott. Seite Tage verbringt er - längst der Sucht verfallen - am Spielautomaten im Café Keese. Ibli aber ahnt, dass es außerhalb des Palasts eine Welt geben muss, in der es in den Fahrstühlen nicht nach Pisse stinkt und wo die Menschen in ihren Wohnungen gemütlich Tee trinken. Eine Welt, in der es nicht allein darum geht, mit einem "sexy Body" zahlende Kundschaft anzulocken. Als es im Palast zu einem Eklat kommt, ergreift Ibli die Flucht - mit ungewissem Ausgang.

 

Cecilia Joyce Röskis Debütroman Poussi (HoCa, 2023) ist ein überraschend zärtlicher und sprachmächtiger Roman über eine raue Welt.

Cecilia Joyse Röski, geboren 1994 in Schleswig-Holstein, studierte am Literaturinstitut in Leipzig; Veröffentlichung in Literaturzeitschriften, u.a. in Edit, Bella Triste und Metamorphosen. Cecilia Joyce schrieb das Drehbuch der historischen Webserie Haus Kummerfeld, die 2023 in der Arte Mediathek zu sehen sein wird. Für das Romanprojekt Poussi wurde Cecilia Joyce mit dem Retzhof-Preis für Junge Literatur 2020 ausgezeichnet und mit einem Arbeitsstipendium des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt gefördert.


20.30 Uhr

Irene Diwiak
C.Bertelsmann

© bogenberger

Sag Alex, er soll nicht auf mich warten

München, 1941. Die zwei Studenten Hans und Alex scheint auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu verbinden - bis sie eines Tages den Wehrsport schwänzen, um über Kunst und Literatur zu diskutieren, anstatt Appell zu stehen. Von da an entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft, doch ihr ständiger Alltagsbegleiter ist der Krieg. Und immer stärker brodelt in ihnen der Wunsch, ihre Stimme dagegen zu erheben. Aber ihr Vorhaben ist gefährlich. Vor allem, als Hans' jüngere Schwester Sophie nach München zieht, die unter keinen Umständen von ihrem Plan erfahren darf.

 

Irene Diwiak erzählt in ihrem neuen Roman Sag Alex, er soll nicht auf mich warten (Bertelsmann, 2023) von einer wahren Freundschaft. Eine Geschichte der Weißen Rose, die nicht von ihrem Ende handelt, sondern von ihrem ganz besonderen Anfang.

Irene Diwiak, geboren 1991 in Graz, wuchs in der Steiermark auf. Für ihre literarischen Texte sowie ihre Theaterstücke wurde sie schon vielfach ausgezeichnet. Ihr Debütroman Liebwies (2017) stand bereits auf der Shortlist für den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises. Drei Jahre später folgte ihr zweiter Roman Malvita.


20.50 Uhr

Birobidschan

Sibirien, 1908. Ein Knall erschüttert den Sibirischen Wald Tunguska. Zwei Jahrzehte später plant Stalin eine jüdisch-sozialistische Autonomie an der Grenze zu China: Birobidschan. Was als stalinistisches Experiment der 30er-Jahre scheitert, wird in Tomer Dotan-Dreyfus' Debütroman Birobidschan (Voland & Quist, 2023) zum Dreh- und Angelpunkt einer funkensprühenden Geschichte: Da sind Alex und Rachel, verliebt seit Kindertagen. Boris Klayn, Fischer und Ur-Birobidschaner. Gregory und Sascha, enge Freunde, einer hat Depressionen, der andere nimmt ihn mit durch einen Roadtrip gen Tunguska. Dmitrij, der Angst vor Wölfen hat. Das Leben in Birobidschan geht seinen Gang. Die kleinen und großen Sorgen der Bewohner drehen sich fern allen Weltgeschehens - bis sich die Ereignisse überschlagen. Zwei fremde Männer und ein stummes Mädchen bringen die idyllische Gemeinschaft zum Bersten.

 

In Birobidschan erzählt Tomer Dotan-Dreyfus die so unwahrscheinliche wie charmante Geschichte eines jüdisch-sozialistischen Schtettls in Sibirien und knüpft damit an die jiddische Erzähltradition und den magischen Realismus an.

Tomer Dotan-Dreyfus, 1978 in Haifa geboren, lebt seit zehn Jahren in Berlin und ist als freier Autor, Lyriker und Übersetzer tätig. Er schreibt sowohl in Hebräisch als auch in deutscher Sprache. Für die Arbeit an Birobidschan erhielt er 2020 ein einjähriges Stipendium des Berliner Senats. Außerdem wurde er für das Übersetzungsprogramm Jewish Writers in Translation 2021 der Jewish Book Week in London ausgewählt. 2022 ist sein Essay-Band Meine Forschung zum O: Unlearning Sprache (Gans Verlag, Berlin) erschienen.


21.10 Uhr

20 Min. Pause


21.30 Uhr

Erzählung vom Schweigen

Während ihr Vater Klaus bestrebt ist, den Kindern alle Freiheiten zu lassen, und sie doch nur umso enger an sich bindet, verrät ihre Mutter Elke sowohl den Klassenkampf als auch den Familienverbund und jettet stattdessen wie besessen für Großkonzerne um die Welt. Karolina indes beherzigt den mütterlichen Leitsatz von Nichtschwachseindürfen und tröstet sich im Leistungssport, bis Konkurrenzdruck und das Verschwinden ihres Bruders sie auch diesen Halt verlieren lassen.

 

Mit schmerzlich-lakonischer Offenheit verknüpft Katharina Peter in ihrem Debütroman Erzählung vom Schweigen (Matthes & Seitz Berlin, 2023) Erinnerungsflicken ihres Alter Egos zu einem Teppich deutscher Geschichte, rekonstruiert anhand eines Familienarchivs verschwiegene Schuld und verlangt ihrer Protagonistin alles dabei ab.

Katharina Peter, geboren 1980 in Bad Soden im Taunus, lebt als Autorin und Dramaturgin in Hannover. Als Vorstand des Vereins Theatrum e.V. konzipiert und realisiert sie transdisziplinäre Projekte an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft.


21.50 Uhr

Simon Strauß
Tropen Verlag

© maximilian goedecke

zu zweit

Ein stiller Teppichhändler, der sich ganz den Häusern und Dingen verschrieben hat. Eine junge Frau, die sich auf ihr Talent zur Improvisation und ihr heiteres Wesen verlässt. Eine alte Stadt, die über Nacht von einer alptraumhaften Flut heimgesucht wird.

 

Simon Strauß' Novelle zu zweit (Tropen, 2023) erzählt von einem Ausnahmezustand, einer Welt ohne festen Boden und sie fragt, wie zwei Fremde, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch zusammenfinden. Eine Liebesgeschichte mit einem besonderen Blick für all das, was unser Dasein im Verborgenen ausmacht.

Simon Strauß, geboren 1988, lebt in Frankfurt und Berlin. Er ist Redakteur im Feuilleton der FAZ. Zuletzt erschienen von ihm Sieben Nächte (2019) und Römische Tage (2019).


22.10 Uhr

Ohne mich

Sie ist Mitte 20, gerade fertig mit dem Studium und genau so frisch verheiratet wie getrennt. Was tun, nachdem eine erste große Liebe krachend gescheitert ist? Die Erzählerin von Esther Schüttpelz' Debütroman Ohne mich (Diogenes, 2023) sucht nach dem Grund für die Trennung, nach einem Plan für die Zukunft und nach Freundschaft, Rausch und Vergessen.

 

Voller Witz und Chuzpe erzählt der Roman von einem Jahr des Danach und Dazwischen, von der Sehnsucht nach Verbundenheit in einer distanzierten Welt.

Esther Schüttpelz, geboren 1993 in Werne, lebt in Berlin. Sie ist auch Musikerin und schreibt eigene Songs.


22.30 Uhr

Kür des Tagespreisträgers