Mittwoch,

12. März 2025

Moderation: Miriam Fendt  |   Büchertisch: Buch & Töne

20.00 Uhr  

Begrüßung


20.10 Uhr

Die bärtige Frau

Die Leipziger Lehrerin Alex reist übers Wochenende zu ihrer Mutter ins bayerische Heimatdorf. Ihre Mutter hat sich das Bein gebrochen. Gemeinsam mit ihrer großen Schwester will Alex das Schlafzimmer ins Erdgeschoss verlegen. Es ist das erste Mal seit der Geburt, dass Alex von ihrem einjährigen Kind getrennt ist - sie vermisst ihre Tochter und merkt, wie sehr der kleine Körper ihres Kindes ihrem eigenen eingeschrieben ist. Dieses Gefühl bringt sie dazu, sich selbst näher zu betrachten, über ihre Lebensentscheidungen nachzudenken und das Begehren, den Körper, das Geschlecht sowie ihre Sozialisierung zu hinterfragen.

Bettina Wilpert schafft mit ihrem zweiten Roman Die bärtige Frau (Verbrecher, 2025) eine radikale Körperliteratur. Sie zeigt den Leserinnen die verschiedenen Facetten von Coming of Age, Schwangerschaft und Muttersein und wie diese sich am Körper abzeichnen.

 

Bettina Wilpert, geboren 1989 und aufgewachsen bei Altötting. 2018 erschien ihr Debütroman nichts, was uns passiert im Verbrecher Verlag, für den sie u.a. mit dem ZDF-aspekte-Literaturpreis für das beste literarische Debüt des Jahres, dem Förderpreis zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen und dem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium ausgezeichnet wurde. Das Buch wurde u.a. vom Stadttheater Gießen und dem Thalia Theater Hamburg für die Bühne adaptiert und in drei Sprachen (Niederländisch, Griechisch und Slowenisch) übersetzt. Zuletzt wurde Bettina Wilpert ein Stipendium in der Villa Aurora (LA) zugesprochen. Sie lebt als freie Schriftstellerin und Mutter in Leipzig.


20.30 Uhr

Frauen und Steine

Die Frauenfiguren in den Erzählungen von Regina Dürig stellen alle auf ihre Art die Frage, wie man ankommen kann gegen die patriarchale Versteinerung der Welt. Mit umfangreicher Recherche schreibt sie fiktionalisierte Lebensgeschichten über Alice Kober und Camille Claudel - und geht dem auf die Spur, was in den gängigen Biografien vergessen wird. Sie lässt einen Hufeisenkrebs und die Sagengestalt Melusine über das Aussterben in einem weirden Podcast philosophieren; eine Frau hält einen gesalzenen Monolog über Selbstbestimmung; und noch vieles mehr.

 

Regina Dürigs erster Erzählband Frauen und Steine(Literaturverlag Droschl, 2025) hält ein Dutzend funkelnder, überraschender Geschichten bereit und blickt immer kritisch auf die Probleme unserer Zeit.

Regina Dürigs wurde 1982 in Mannheim geboren und lebt in Biel. Sie ist Autorin und Dozentin für Literarisches Schreiben und hat u.a. experimentelle Prosa, Hörspiele, Kinderbücher, Jugendromane und performative Texte geschrieben. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. den Peter-Härtling-Preis und Literaturpreis Wartholz. Bei Droschl erschien 2021 die Novelle Federn lassen, für die sie mit dem Literaturpreis des Kantons Bern und dem Weinfelder Buchpreis ausgezeichnet wurde


20.50 Uhr

Maximilian Lorenz
Schillo Verlag

© charlot van heeswijk

Frostbeben

Ein Jahr, zwei Monate, fünf Tage, zehn Stunden und 23 Minuten seit Anna. Tim, 30, wälzt sich noch immer im Selbstmitleid und wird zum zynischen Beobachter des vermeintlich hippen Münchner Großstadtlebens. Verloren zwischen egomanisch optimierten Schreibtischen in gesichtslosen Großraumbüros und austauschbaren Schönheiten auf Dachterrassenpartys sucht er desillusioniert nach einem Funken Bedeutung. Unterstützt von seinen Freunden Vincenzo und Medina taucht Tim in die Absurditäten der modernen Partnersuche ein. Dann lernt er bei einem Kochkurs Marie kennen. Die neue Liebe bringt Hoffnung, aber auch unerwartete Herausforderungen und Konflikte.

 

Der Debütroman Frostbeben (Schillo Verlag, 2024) von Maximilian Lorenz erzählt von den großen und kleinen Erschütterungen des Lebens. Zwischen Sehnsucht und Zynismus, Trauer und Ironie zeichnet er ein Bild von hoffnungslosen Beziehungen, aufregenden Affären, routinierten Kantinengästen und berechnenden Vorgesetzten.

Maximilian Lorenz, geboren 1992 in München, ist Autor und Standup Comedian. Im Podcast okay, random. präsentiert er zusammen mit Josepha Walter wöchentlich popkulturelle Rabbit Holes. Er lebt in Berlin.


21.10 Uhr

20 Min. Pause


21.30 Uhr

Die Trauer der Tangente

Fabian Saul erzählt in seinem literarischen Debüt Die Trauer der Tangente (Matthes & Seitz Berlin, 2025) von Gleichzeitigkeiten: Ein Freund stirbt mit 37 Jahren, eine Liebe geht entzwei. Erinnerungen an geteilte Zigaretten werden begleitet von der Stimme Nina Simones. Die Erzählung führt von Grabstein Jean Genets bis zum Tod von Nelly Sachs. Es ist der Entwurf einer poetischen Topologie, in der Orte in anderen liegen und Momente sich überlagern. Sie bilden Verdichtungen, in denen der Schmerz sitzt, Bilder aufsteigen und Anfänge zusammenkommen.

 

Fabian Sauls Geschichte ist voller Querverweise und erzählt in einer berührenden Sprachmelodie.

Fabian Saul, 1986 geboren, ist Autor, Komponist und Chefredakteur des vielfach ausgezeichneten Magazins Flaneur. Das Magazin, das sich in jeder Ausgabe einer Straße der Welt widmet, verfolgt ein kollaborativen und interdisziplinären Ansatz, der sich auch in Sauls Arbeit wiederfindet. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet er als Komponist und Songwriter. Seine Musik erscheint unter seinem Künstlernamen SAUL, er ist Komponist der Audioserien Schlechte Wörter und Stoff aus Luft. Seine Arbeit wurde u.a. mit der Alfred-Döblin-Medaille, dem Stipendium der Roger-Willemsen-Stiftung und dem Harald-Gerlach-Stipendium ausgezeichnet.


21.50 Uhr

Wild wuchern

Auf der Flucht vor einer Welt, in der Vieles aus dem Lot geraten ist, sucht sie Schutz bei ihrer Cousine Johanna, ausgerechnet bei Johanna, die seit Jahren wie eine Erimitin auf einer entlegenen Tiroler Alm lebt. Marie und Johanna, sie könnten nicht unterschiedlicher sein: die scharfzüngige Wienerin, Luxusgeschöpf aus einer Luxuswelt, zugleich verwöhnt und verachtet vom Ehemann Peter - und das wilde Tier im Körper eines Menschen (Marie über Johanna), das beim Erwachsenwerden scheinbar die Sprache verloren und die Gesellschaft hinter sich gelassen hat.

 

In ihrem poetischen wie politischen neuen Roman Wild wuchern (Penguin, 2025), Märchen, Parabel und pulsierende Zivilisationskritik in einem, feiert Katharina Köller zwei Frauen und ihren eigensinnigen Aufbruch ins Leben.

Katharina Köller wurde 1984 in Eisenstadt, Österreich, geboren und ist seit 2011 freiberuflich als Autorin, Schauspielerin und Theatermacherin tätig. 2020 erschien ihr Debütroman Was ich im Wasser sah, der mit dem Fantastikpreis der Stadt Wetzlar ausgezeichnet wurde. Katharina Köller lebt mit ihrer Familie in Wien und Innsbruck.


22.10 Uhr

Wenn wir lächeln

Jara steht auf der alten Eisenbahnbrücke über der Ruhr und starrt ins tiefdunkle Gewässer. Anto, die gerade noch neben ihr saß, ist in den Fluss gesprungen und taucht nicht wieder auf. Das Einzige, was Jara von hier oben erkennen kann, ist der Baseballschläger, mit dem sie in dieser Nacht ein Autofenster eingeschlagen haben, und der jetzt nicht sinken will.

In ihrem Debütroman Wenn wir lächeln (Dumont, 2025) zeichnet Mascha Unterlehberg das bestechende und kraftvolle Porträt einer Freundinnenschaft, die sich gegen den Druck von außen und eine stets drohende Gewalt behaupten muss - bis es Zeit ist, zurückzuschlagen.

 

Mascha Unterlehberg, geboren 1990 in Mühlheim an der Ruhr, studiert am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie hat an Theatern in Deutschland und der Schweiz gearbeitet, war Finalistin des 27. open mike und nahm mit Wenn wir lächeln am Literaturkurs in Klagenfurt teil.


22.30 Uhr

Kür des Tagespreisträgers