Freitag,

10. März 2023

Moderation: Marie Schoeß        |  Büchertisch: Buch & Töne

20.00 Uhr  

Begrüßung


20.10 Uhr

Lisa Roy
Rowohlt Verlag

© heike steinweg

Keine gute Geschichte

Arielle Freytag, Anfang 30, hat es eigentlich geschafft: Aufgewachsen im prekären Essener Stadtteil Katternberg, verdient sie als Social Media Managerin in Düsseldorf mittlerweile viel Geld, bis eine Depression sie aus der Bahn wirft und sie für eine Weile in die "Klapse" bringt. Kaum wieder zu Hause, erreicht Arielle ein Anruf aus Katternberg und zum ersten Mal nach zwölf Jahren kehrt sie in den Ort ihrer Jugend zurück. Dort werden seit ein paar Tagen zwei Mädchen vermisst, was Arielle mit Wucht an ihre Mutter erinnert, die vor 24 Jahren spurlos verschwand. Arielle blieb damals allein bei ihrer eigenwilligen Großmutter zurück, wer ihr Vater ist, weiß sie nicht. Während in Katternberg fieberhaft nach den Mädchen gesucht wird, stellt Arielle sich den schmerzhaften Fragen, auf die sie immer dringender Antworten braucht. Hat ihre Mutter sie verlassen oder ging sie nicht freiwillig?

 

Lisa Roys Romandebüt Keine gute Geschichte (Rowohlt, 2023) zeigt mit großer emotionaler Wucht das Leben in einem sozialen Brennpunkt und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit.

Lisa Roy, wurde 1990 in Leipzig geboren. Sie veröffentlichte in verschiedenen Literaturzeitschriften und Anthologien. Für die Arbeit an ihrem ersten Roman Keine gute Geschichte erhielt sie 2021 das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln und den GWK-Förderpreis Literatur. Sie lebt mit ihrer Familie in Köln. Keine gute Geschichte ist für den Debütpreis der lit.COLOGNE nominiert.


20.30 Uhr

Mutters Stimmbruch

Das volle Haus hatte Mutter zu schaffen gemacht. Doch mit dem leeren Haus ist sie nie warm geworden. Darum geht sie ihm im Sommer aus dem Weg und verbringt die langen Tage bis zur Dunkelheit im Garten. Der Herbst kommt wenig überraschend, doch er erwischt sie kalt. Denn Mutter ist gar nicht bereit, das Dach noch immer ungedämmt, der Garten längst nicht winterfest. Mutter ist eine irrwitzige Figur unbestimmten Alters in einem großen, leeren Haus mit Garten. Ihr bricht die Stimme, ihr gebricht es an allem.

 

In Katharina Mevissens neuem Roman Mutters Stimmbruch (Wagenbach, 2023) stehen Altern und die Sehnsucht nach dem Meer im Mittelpunkt. Sie schreibt in Körpersprache über eine unberechenbare Transformation.

Katharina Mevissen, geboren 1991, lebt als Autorin in Berlin. Ihr Romandebüt Ich kann dich hören wurde vom Westdeutschen Rundfunk als Hörspiel adaptiert. Sie ist Mitherausgeberin der Publikation Gesammeltes Schweigen in der Edition Zweifel. Aktuell forscht sie an de FU Berlin zu Mündigkeit und Literatur. Sie wurde mit dem Kranichsteiner Literaturförderpreis ausgezeichnet.


20.50 Uhr

Demian Lienhard
FVA

© laura j. gerlach

Mr. Goebbels Jazz Band

Berlin, Frühjahr 1940. Auf Beschluss von Josef Goebbels setzt das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda eine paradox anmutende Maßnahme um... Für den Auslandsrundfunksender "Germany Calling" wird eine Big Band gegründet, die als "Mr. Goebbels' Jazz Band" schnell internationale Bekanntheit erlangt. Hier spielen die besten internationalen Musiker, darunter auch Juden und Homosexuelle, im Dienst der NS-Propaganda wörtlich um ihr Überleben. Ebenso beliebt ist der versnobt-sarkastische Starmoderator William Joyce, alias Lord Haw-Haw, der nach seinem rasanten Aufstieg in der British Fascist Union aus London nach Berlin geflohen war.

 

Basierend auf dieser in Vergessenheit geratenen und literarisch unerschlossenen Episode der NS-Zeit, erzählt Demian Lienhard in seinem neuen Roman Mr. Goebbels' Jazz Band (FVA, 2023) die ungeheuerliche Geschichte dieser Band und des berüchtigten Radiosprechers William Joyce aus Sicht seines Schweizer Erzählers Fritz Mahler. In heiterem Erzählton und furiosem Tempo jagt Lienhard seinen Figuren von New York nach Galway, London, Manchester, Zürich, Danzig und Berlin nach. Der Autor zeigt das Scheitern jeglicher künstlerischer Produktion im Dienste einer Ideologie, wobei auch die eigene Erzählung verschmitzt unterwandert wird, bis hin zum überraschenden Paukenschlag.

Demian Lienhard, geboren 1987 in Bern, lebt als Schriftsteller in Zürich. Für sein Romandebüt Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat (2019) wurde er mit dem Schweizer Literaturpreis 2020 ausgezeichnet. Für Mr. Goebbels' Jazz Band erhielt er u.a. Stipendien vom Pro Helvetia, dem LCB und der Stadt Zürich.


21.10 Uhr

20 Min. Pause


21.30 Uhr

Anne Rabe
Klett-Cotta

© annette hauschild

Die Möglichkeit von Glück

Stine kommt Mitte der 80er-Jahre in einer Kleinstadt an der Ostdeutschen Ostsee zur Welt. Sie ist ein Kind der Wende. Um den Systemwechsel in der DDR zu begreifen, ist sie zu jung, doch die vielschichtigen ideologischen Prägungen ihrer Familie schreiben sich in die heranwachsende Generation fort. Während ihre Verwandten die untergegangene Welt hinter einem undurchdringlichen Schweigen verstecken, brechen bei Stine Fragen auf, die sich nicht länger verdrängen lassen.

 

Anne Rabes Prosadebüt Die Möglichkeit von Glück (Klett-Cotta, 2023) thematisiert die Verwundungen einer Generation und fragt nach den Ursprüngen von Rassismus und Gewalt.

Anne Rabe, geboren 1986, lebt in Berlin. Sie ist mehrfach ausgezeichnete Dramatikerin, Drehbuchautorin und Essayistin. Als Drehbuchautorin war sie Teil der Kultserie Warten auf'n Bus. Seit mehreren Jahren tritt sie als Essayistin und Vortragende zur Vergangenheitsbewältigung in Ostdeutschland in Erscheinung.


21.50 Uhr

Der Inselmann

Anfang der 60er, in einem entlegenen Teil Deutschlands. Das Ehepaar Rohleder zieht auf eine unbewohnte Insel inmitten eines großen Sees. Es ist eine Flucht nach innen, vor der Stadt und der Wirklichkeit. Mit dabei ist ihr Sohn Hans, der auf der Insel ein neues Zuhause findet - und noch sehr viel mehr. Hans wird zum König der Insel, bis mit dem Bescheid der Schulbehörde die Realität in seine kleine große Traumwelt einbricht und ihn von Insel und Eltern trennt. Es ist der Beginn einer beschwerlichen Odyssee.

 

Dirk Gieselmanns Debüt Der Inselmann (KiWi, 2023) ist die faszinierende literarische Studie eines Insellebens und erzählt von der Sehnsucht nach Einsamkeit in einer Gesellschaft, die das Individuum niemals allein lässt - im Guten, wie im Schlechten.

Dirk Gieselmann, geboren 1978, lebt in Berlin. Er wurde für seine Texte mit dem Henri-Nannen- und dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihm, in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Armin Smailovic, Der Atlas der Angst. Das gleichnamige Theaterstück wurde im Thalia Theater Hamburg aufgeführt.


22.10 Uhr

Toxic Man

Sein Vater stirbt, er heiratet. In Berlin eröffnet seine bisher größte Foto-Ausstellung. Frédéric, 29, steht vor seinem künstlerischen Durchbruch. Mit seiner Frau bekommt er das erste Kind und wird depressiv. Sein Cousin trinkt sich zum Organversagen und sein bester Freund verschwindet im Meer. Er selbst schlägt seinen Kopf gegen die Wand, bis er ohnmächtig wird. Und dann?

 

Toxic Man (Piper, 2023) von Frédéric Helmut Johannes Schwilden erzählt autofiktional davon, dem Terror der Mittelschicht zu entkommen, sich zu erfinden, zu präsentieren und fast zu vernichten. Die Geschichte eines jungen Mannes, der bewundert und geliebt werden will.

Frédéric Helmut Johannes Schwilden, geboren 1988 in Bonn, lebt heute in Erlangen. Er schrieb für den Rolling Stone, arbeitete als Redakteur im Feuilleton der "Welt am Sonntag" und war Reporter beim Magazin "Focus". Seit 2018 schreibt er für das Politik-Ressort der "Welt".


22.30 Uhr

Kür des Tagespreisträgers


Verleihung des Bayern 2-Wortspiele-Preises,

dotiert mit 2.000 Euro, an den ein Stipendium des Goethe Instituts in Peking gekoppelt ist.