Donnerstag,

09. März 2023

Moderation: Katja Engelhardt  |  Büchertisch: Buch & Töne

20.00 Uhr  

Begrüßung


20.10 Uhr

Schrödingers Grrrl

Mara Wolf - Schulabbrecherin, Anfang 20, depressiv, arbeitslos in Dresden. Ihren Alltag füllt sie mit Instagram, Dating und Online-Shopping. In einer Bar lernt Mara den PR-Agenten Hanno kennen. Er überredet sie, sich als Romanautorin auszugeben; den Roman geschrieben hat ein alter, weißer Mann, der genau wie Hanno und sein Lektor nicht glaubt, dass er sich unter seinem Namen verkauft. Die drei Männer schmieden einen Plan für einen großen literarischen Erfolg, auf den sich Mara einlässt.

 

Marlen Hobracks Debütroman Schrödingers Grrrl (Verbrecher Verlag, 2023) ist ein zeitgenössischer Entwicklungsroman, eine Geschichte über eine junge Frau, die keinen Platz in der Gesellschaft findet, weil sie gar nicht erst daran glaubt, einen beanspruchen zu können.

Marlen Hobrack wurde 1986 in Bautzen geboren und lebt in Leipzig. Seit 2016 schreibt sie hauptberuflich für u.a. Freitag, taz, die ZEIT, die Welt und Monopol. 2022 ist ihr Sachbuch Klassenbeste. Wie Herkunft unsere Gesellschaft spaltet bei Hanser Berlin erschienen.


20.30 Uhr

Grit Krüger
Kanon Verlag

© felix grünschloß

Tunnel

Ein Leben in Armut erfordert Mut. Also ist Mascha furchtlos. Sie zieht mit ihrer Tochter in ein Altersheim, um zu überwintern und sich das Amt vom Hals zu halten. Der Tröster kommt, wenn sie ihn braucht, und bleibt, als er nicht mehr im Hinterzimmer einer Kneipe wohnen kann. Übergangslösungen, weiß Mascha. Als Tom Sonov, einer der Heimbewohner, unter dem Sandsteinfundament im Keller Geräusche hört, beginnt Mascha zu graben - nach Loyalität und Geborgenheit, nach zweiten Chancen und nach Abenteuer.

 

Eindringlich schildert Grit Krüger in ihrem Debütroman Tunnel (Kanon, 2023) Lebensentwürfe an den gesellschaftlichen Rändern, die voll Bitterkeit sind und doch auch tröstliche Momente erfahren.

Grit Krüger wurde 1989 in Erfurt geboren und lebt in Rastatt. Sie arbeitet als Presseredakteurin und freie Lektorin (SWR). Auszeichnungen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen, Open Mike 2018, Klagenfurter Literaturkurs 2019. Veröffentlichungen in Anthologien.


20.50 Uhr

Der Boulevard des Schreckens

Martin Kreutzer will nach oben. Als Volontär einer überregionalen Berliner Tageszeitung muss er sich jedoch beweisen. Lukas Moretti war sein Kommilitone und schon damals in München ein Star unter den Studenten, doch inzwischen ist ihm der internationale Durchbruch gelungen. Vollmundig verspricht Martin der Chefredaktion, dieses Interview 100%ig einzutüten. Unglücklicherweise möchte Herr Moretti weder mit der Zeitung noch mit Martin Kreutzer etwas zu tun haben. Doch als Lukas Moretti tot aufgefunden wird, nehmen die Dinge einen unvorhergesehenen Lauf. Die Redaktion beschließt, Martin auf den Fall anzusetzen, und schickt ihn nach Kirching, einen Münchner Vorort, in dem alles anfing und schrecklich enden wird.

 

Moritz Hürtgens Debütroman Der Boulevard des Schreckens (Kunstmann, 2022) handelt von Politik und Kunst, Fakten und Fiktionen und von der Frage, was man für Ruhm und Reichtum alles tun würde.

Moritz Hürtgen wurde 1989 geboren und war bis vor Kurzem Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic". 2019 erschien bei Kunstmann bereits sein Gedichtband Angst vor Lyrik.


21.10 Uhr

20 Min. Pause


21.30 Uhr

Antonia Baum
Claassen

© urban zintel

Siegfried

Eine Frau fährt eines Morgens nicht zur Arbeit, sondern in die Psychiatrie. Am Abend zuvor hat sie sich mit ihrem Partner gestritten, jetzt muss sie in der Wohnung und in ihrem Leben aufräumen. Doch sie hat Angst: Das Geld, die Deadline, die Beziehung - nichts ist unter Kontrolle. Und vor allem ist da die Angst um ihren Stiefvater, der früher die Welt für sie geordnet hat. In der Psychiatrie, denkt sie, wird jemand sein, der ihr sagt, wie ihr Problem heißt. Dort darf sie sich ausruhen.

 

Antonia Baums neuer Roman Siegfried (Claassen, 2023) beschreibt alte Ordnungen und neue Ansprüche, Gewalt und das Schweigen darüber und eine Generation, deren Eltern nach dem Krieg geboren wurden und deshalb glaubten, er sei vorbei.

Antonia Baum, geboren 1984, ist Schriftstellerin und Autorin für die ZEIT. Ihre Bücher - zuletzt der Roman Tony Soprano stirbt nicht, das persönliche Essay Stillleben, und eine persönliche Bestandsaufnahme des Werkes von Eminem - haben große Resonanz erhalten.


21.50 Uhr

Robert Prosser
Jung und Jung

© günther mik

Verschwinden in Lawinen

In einem Bergdorf in Tirol herrscht am Ende der Wintersaison gespannte Stille: Zwei Einheimische sind von einer Lawine verschüttet worden. Während die junge Frau um ihr Leben kämpft, fehlt von ihrem Freund vorerst jede Spur. Auch Xaver beteiligt sich an der Suche im Unwegsamen - zuerst als einer der vielen Freiwilligen, dann auf eigene Faust. Als Heranwachsender hatte er erleben müssen, wie der geliebte Großvater in den Bergen verschwunden war. Erst der Hinweis von Mathoi, einem Heiler, der sich hoch oben über dem Tal als Einsiedler versteckt hält, führe Xaver und seine Mutter zu im - zu spät allerdings: Der Großvater war tot. Hätte Xaver ihn retten können? Er macht sich auf die Suche nach Mathoi, doch dazu muss er erst seine Mutter finden, die sich nach dem Zerfall der Familie vom Alkohol und der Arbeit im Tourismus ins Hochgebirge zurückgezogen hat.

 

Mit stiller Wucht erzählt der Roman Verschwinden in Lawinen (Jung und Jung, 2023) von Robert Prosser von der Suche nach dem richtigen Platz, der richtigen Rolle, dem richtigen Abstand zu den Menschen und zur eigenen Vergangenheit.

Robert Prosser, geboren 1983 in Alpbach in Tirol, ist Autor und Performance-Künstler. Für seine Romane hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. den Reinhard-Priessnitz-Preis 2014, mit Phantome, (2017) stand er auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. Er lebt in Alpbach und in Wien.


22.10 Uhr

Wechselkröte

"Die Sonne pulsiert wie mein Herz, in gleichem Takt. Die Luft wird nur von den flatternden Vögeln bewegt, glaube ich. Sie nisten in den Kletterpflanzen an der Fassade. Unser Haus ist das lauteste. Ich möchte sagen, unser Haus singt, aber meistens zwitschert es, nur vielstimmig. Die Vögel sind mäusegrau und unzählig. Sie schreiben schwarz-weiß. Wir sind hier fertig, alles passt schon so, ich geh wieder hinein."

Eine Frau, so einsam und um sich kreiselnd, ist schwanger. "Das ist echt ein Wunder", sagt der Arzt. Die Frau ist unruhig und darauf bedacht, das Richtige zu tun, nicht nur, aber auch mit der Wechselkröte in Polen.

 

Wechselkröte (Otto Müller Verlag, 2022) von der slowenischen Bachmannpreis-Gewinnerin Ana Marwan ist ein Text über das Vorübergehende und das Bedürfnis, Dauerhaftes zu schaffen, über Entwurzelung und den Versuch, sich neu zu orientieren, sowie über Isoliertheit und die Sehnsucht nach Verbindungen.

Ana Marwan, 1980 in Slowenien geboren, aufgewachsen in Ljubljana, lebt als freie Autorin in Wien und schreibt Kurzgeschichten, Romane und Gedichte auf Deutsch und Slowenisch. Seit 2013 Mitherausgeberin und alleinige Chefredakteurin der Literaturzeitschrift "Literatur und Kritik". Veröffentlichungen: Der Kreis des Weberknechts (2019) ist ihr Romandebüt. Ihr Siegertext Wechselkröte / Krota (Slow. Übers. Amalija Macek) gibt es seit Oktober 2022 als zweisprachige Ausgabe. Im Februar 2023 erscheint der neue Roman Verpuppt (aus dem Slow. von Klaus Detlef Olof) im Otto Müller Verlag. Das Original Zabubljena wurde mit dem Kritisko Sito 2022 für das beste Buch des Jahres 2021 in Slowenien ausgezeichnet.


22.30 Uhr

Kür des Tagespreisträgers