Donnerstag,

13. März 2025

Moderation: Lili Ruge  |  Büchertisch: Buch & Töne

20.00 Uhr  

Begrüßung


20.10 Uhr

Dem Mond geht es gut

Mit der Geburt ihres Kindes blickt eine junge Frau anders in die Welt. Wörter schwinden, während Liebe und Verlustphantasien sie vereinnahmen. Erst jetzt erkennt sie, wie stumm ihre Mutter und Großmutter im Leben stehen, wie sie versäumt haben, ihre eigenen Geschichten zu erzählen, Fragen nach Zugehörigkeit und Brüchen ständig einsickern. Mit tastender Genauigkeit nähert sie sich den sprachlosen Rätseln, zeichnet sinnlos wie schonungslos ihre Leben inmitten des Nebels ihrer Gedächtnisse nach.

 

In ihrem zweiten Roman Dem Mond geht es gut (Blumenbar, 2025) zeigt Paulina Czienskowski in zyklischen Bewergungen, was es bedeutet, zum Echo zu werden - drei Frauen, drei Mütter und ein neues Leben, das enttarnt, als wäre alles mit Spiegelfolie ausgekleidet.

Paulina Czienskowski lebt und arbeitet in Berlin, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Sie veröffentlicht u.a. in der ZEIT. 2018 erschien der Erzählband Manifest gegen die emotionale Verkümmerung im Korbinian Verlag, 2020 dann ihr Debütroman Taubenleben bei Blumenbar, der auf der Shortlist für den EU-Literaturpreis stand. Es folgten Hörspiele für Deutschlandfunk Kultur und Texte für die Theaterbühne.


20.30 Uhr

Kathrin Bach
Voland & Quist

© julia vogel

Lebensversicherung

Die unter einer Angststörung leidende Ich-Erzählerin stammt aus einer Versicherungskaufmannsfamilie in der westdeutschen Provinz. Ihre Eltern führen in den 90er-Jahren fort, was ihre Großväter nach dem Krieg erstmals in die aufstrebenden Dörfer brachten: den Verkauf von Versicherungen. In kürzeren und längeren Prosavignetten und literarischen Listen zeichnet die Ich-Erzählerin ein Erinnerungspanorama: mit dem Aufwachsen in dem von Hügeln eingekesselten Dorf, der Kindheit im Neubaugebiet und dem Fertighaus, in dem das Versicherungsbüro im Erdgeschoss liegt, den sich häufenden Schicksalsschlägen, die sich mit keiner Versicherung verhindern lassen - und der immer über allem schwebenden Angst.

 

In Kathrin Bachs Debütroman Lebensversicherung (Voland & Quist, 2025) setzen sich Vignette um Vignette und Versicherung um Versicherung zu einer tragikomischen Familiengeschichte zusammen, die von möglichen Bedrohungen und ihrer unmöglichen Prävention, von Geld und Zeit und dem erzählt, was am Ende davon übrigbleibt.

Kathrin Bach ist 1988 in Wiesbaden geboren. Sie studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und ist ausgebildete Buchhändlerin. Sie erhielt den zweiten Preis beim Lyrikpreis 2014, 2017 erschien ihr Lyrikdebüt Schwämme in der Parasitenpresse, 2024 erschien ebendort der Band Gips. Für die Arbeit an ihrem Romanprojekt Lebensversicherung erhielt sie u.a. das Residenz Stipendium für Literatur im Künstlerhaus Lauenburg. Sie lebt als freie Autorin und Lektorin in Berlin, wo sie auch regelmäßig Collagen klebt und Schreibworkshops hält.


20.50 Uhr

Knallkrebse

Tom und Farid spielen Tischtennis und fahren Skateboard, gehen ins Museum und schwimmen in der Isar. Sie sind Freunde. Am Anfang ihrer Freundschaft stand eine Patenschaft, die der 10 Jahre ältere Physik-Doktorand Tom für den 16-jährigen aus Quetta geflüchteten Farid übernommen hatte. Zusammen mit Laura, Toms Freundin mit der dunklen Stimme und der Riesenradphobie, die beim Wort Patenschaft die Augenbraue hochzieht, bilden sie ein ungewöhnliches Dreigespann bis Farid den riskanten Entschluss fasst: Er will seine Fluchtroute nach seiner Begleiterin absuchen, von der er im Nordiran getrennt worden war. Inmitten der sich überschlagenden Ereignisse drängen sich Tom Fragen auf: nach Lauras angeblicher Loyalität, seinen eigenen Intentionen und Zielen und nicht zuletzt nach Farids Erlebnissen auf der Flucht, über die er beharrlich schweigt.

 

Christian Mitzenmacher nähert sich in seinem Debütroman Knallkrebse (FVA, 2025) nicht nur großen gesellschaftlichen Themen wie Flucht und Umgang mit Geflüchteten, sondern er stellt sich auch der Problematik, wie und aus welcher Perspektive davon erzählt werden kann.

Christian Mitzenmacher wurde 1986 geboren und wuchs in Bad Buchau, Oberschwaben, auf. Er ist Mathematiker und war Stipendiat der Bayerischen Akademie des Schreibens 2014, Finalist beim 24. open mike 2016 und Stipendiat der LCB-Autor*innenwerkstatt Prosa 2019 mit dem Roman Knallkrebse. Er lebt in Berlin.


21.10 Uhr

20 Min. Pause


21.30 Uhr

Ricarda Messner
Suhrkamp Verlag

© diana pfammatter

Wo der Name wohnt

Hausnummer 36 und 37, hier in Berlin haben sie jahrelang in direkter Nachbarschaft gelebt. Als Kind spielte die Enkeltochter Tischtennis auf dem Glastisch im Wohnzimmer der Großeltern. Als Erwachsene löst sie deren Wohnung schließlich auf, bringt Besteck, Töpfe und Musikkassetten nach nebenan zu sich. Und sie will noch etwas bewahren: Levitanus, den Familiennamen. Der Wunsch, den Namen wieder anzunehmen, begleitet sie nicht nur im Alltag, sondern führt sie auch nach Riga. Sie folgt den Worten ihres Urgroßvaters Salomon und findet ein Fenster im ehemaligen Rigaer Ghetto, das eng mit ihrer Familiengeschichte verknüpft ist - und sie zeichnet die Bewegungen von vier Generationen nach, vom sowjetischen Lettland der 70er-Jahre bis nach Deutschland.

 

Ricarda Messner erzählt in ihrem Debütroman Wo der Name wohnt (Suhrkamp, 2025) vom Ort ihrer Erinnerungen, kehrt immer wieder zurück zum Leben in zwei Wohnungen, nähert sich Verlusten und Lücken, verbindet heute und gestern.

Ricarda Messner, geboren 1989, ist Mitbegründerin und Herausgeberin des Flaneur-Magazins, das sich pro Ausgabe einer Straße in einer anderen Stadt widmet und mehrfach ausgezeichnet wurde. Sie erhielt für ihren Debütroman das Alfred-Döblin-Stipendium. Sie lebt und arbeitet in Berlin.


21.50 Uhr

Anne Korth
Otto Müller Verlag

© sarah ehrlenbruch

Protokoll einer Annäherung

Marie verbringt die Semesterferien mit ihrer besten Freundin Sara am See, in Cafés oder in der Bibliothek. Dort trifft sie auf Robert, den sie über einige Tage hinweg beobachtet, bevor sie ihm ihre Handynummer in den Fahrradkorb legt. Robert meldet sich, doch über der sich entwickelnden Liebe liegt ein Schatten, der Marie durch die Straßen verfolgt, vorbeihuscht am See, von Baum zu Baum pirscht, kommt, um sie zu holen. Marie erzählt Robert von der vorangegangenen Beziehung zu K. und dem Übergriff. Wenn sie Robert küsst, kommt ihr K. in den Sinn, und dann ist da noch jemand anwesend, anfangs geisterhaft, körperlos: ein Ich, das sich selbst als Erzählerin von Marie bekannt macht und den Verlauf der Liebesgeschichte des jungen Paares in protokollartigen Episoden schildert.

 

In ihrem Debütroman Protokoll einer Annäherung (Otto Müller, 2024) geht Anne Korth der Frage nach, ob ihre Protagonistin nach einer erlebten Gewalterfahrung wieder in die Gegenwart zurückfinden kann, in der die Liebe nicht mehr ein Ort der möglichen Bedrohung ist.

Anne Korth, geboren 1994, lebt als Autorin in einem Dorf bei Köln. Sie studierte Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und Sprachkunst (MA) an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Veröffentlichungen u.a. in der Tippgemeinschaft. Sie arbeitet interdisziplinär mit anderen Künstlerinnen zusammen, u.a. in der Ausstellung In meiner halbmundingen Hand, Fondation Tschuess Karlsruhe; in der Sammelausstellung home, the yellow wallpaper, Wien; oder als Aufenthaltsstipendiatin der Cima Città im Tessin.


22.10 Uhr

Luca Kieser
Blessing Verlag

© ina aydogan

Pink Elephant

Während Deutschland bei der WM 2006 von seinem Sommermärchen träumt, findet der 14-jährige Vincent in denen, die ihn verprügelt haben, neue Freunde. Bald schon nennt er sie Brüder, raucht mit ihnen Shisha, er hängt auf der Straße ab - und hockt doch jeden Abend wieder im Einfamilienhaus seiner Eltern. Als es ernst wird, muss er feststellen, dass bisher alles nur ein Spiel war. Zumindest für ihn. Während er sich Bräunungscreme ins Gesicht schmiert, fällt Ali nach einem Sprung aus dem Fenster ins Koma, Tarek ist nicht mehr zu erreichen.

 

Luca Kieser, der im vergangenen Jahr mit seinem Debütroman Weil da war etwas Wasser für den Deutschen Buchpreis nominiert war, erzählt in seinem zweiten Roman Pink Elephant (Blessing, 2024) eine rasante, eindringliche Geschichte über Freundschaft, Zugehörigkeit und die oft unsichtbaren Grenzen, die unsere Gesellschaft durchziehen.

Luca Kieser, 1992 in Tübingen geboren, lebt in Wien. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Wortmeldungen Förderpreis, dem Lyrik-Lichtungen-Stipendium und dem FM4 Wortlaut. Sein Debütroman stand dreimal in Folge auf der ORF-Bestenliste.


22.30 Uhr

Kür des Tagespreisträgers